Aus den Werken von Andrea Bowers spricht eine politische Haltung, die zivilen Wiederstand in eine künstlerische Sprache übersetzt. Ihre Arbeiten greifen die Geschichte des politischen Aktivismus auf und spiegeln Diskurse über Feminismus, Soziales, Ökologie, Umwelt- und Klimaschutz. Wie untrennbar ein politisches Engagement und ein künstlerischer Ansatz sein können, wird in Bowers Perspektive, wie ihrer archivarischen Betrachtung wichtiger Aktivist:innen, deutlich.

Im Rahmen einer großen Einzelausstellung im Museum Abteiberg in Mönchengladbach entstand eine Edition, in welcher ihre Auseinandersetzung mit der Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsaktivistin Petra Kelly im Zentrum steht. Diese war – wie auch der Künstler Joseph Beuys – Gründungsmitglied der Partei „Die Grünen“ und von 1983 bis 1990 Abgeordnete im Deutschen Bundestag. Innerhalb verschiedener Emanzipationsbewegungen war sie eine von Entschlossenheit geprägte Hoffnungsträgerin, die eng mit außerparlamentarischen Gruppen zusammenarbeitete. Bei den Grünen jedoch stieß sie an Grenzen und ermattete an den innerparteilichen Flügelkämpfen.

Mit „Petra Kelly’s Jacket“, einer Edition von insgesamt fünf Zeichnungen von der das Museum die Nummer Fünf besitzt, porträtiert Bowers jene Lederjacke, die Petra Kelly bei Demonstrationen trug. Durch den Slogan “More Future!” stellt die Jacke auf dem Papier nun selbst politische Forderungen. Ein auf das Blatt gedrucktes Zitat der Politikerin nimmt Bezug auf die wachsende Klimakrise. Kelly fordert darin, dass wir ökologische und ökonomische Fragen nicht gegeneinander ausspielen dürfen und statuiert, dass Nachhaltigkeit vor allem eine Überlebensfrage sei. Die bereits in den 1980er aufgeworfene Problematik hat sich bis heute verschärft. Mit der Abbildung von Petra Kellys Jacket und ihrem Appell untermauert Andrea Bowers die Unvereinbarkeit von permanentem Wachstum in einer kapitalistisch geprägten Gesellschaft und dem Schutz der Umwelt als wesentliche Lebensgrundlage.