Für die Geschichte der Stadt Münster ist das Ende des Dreißigjährigen Krieges im Jahr 1648 von herausragender Bedeutung: Im Münsteraner Rathaus und in seinem Osnabrücker Gegenstück wurde der Westfälische Friede geschlossen, der dem Blutvergießen und den Verwüstungen eines in ganz Europa wütenden Krieges ein langersehntes Ende brachte. Diese historischen Zusammenhänge beschäftigten auch Carl Andre, der sowohl 1977 als auch 1987 an den Skulptur Projekten in Münster teilnahm. Für seine Einzelausstellung im Westfälischen Kunstverein 1984 knüpfte Andre an seine Erfahrungen in und mit Münster an. Er entwarf „Peace for Münster“, ein quadratisches Feld aus 408 gleichförmigen, industriell hergestellten Gasbetonsteinen, für den Lichthof des damaligen Westfälischen Landesmuseums und heutigen LWL-Museums für Kunst und Kultur. Die Verwendung industrieller Materialien und die damit verbundene Abwesenheit einer sichtbaren künstlerischen Handschrift im Material selbst ist nicht nur typisch für Andre, sondern auch für die Minimal Art, die den vom französischen Philosophen Roland Barthes postulierten „Tod des Autors“ in der Kunst vollzog.

Andre bildete aus jeweils vier liegenden und vier stehenden Gasbetonsteinen ein potentiell unendlich fortführbares Stelenfeld, das in Verbindung mit dem Werktitel den Charakter eines Mahn- bzw. Denkmals gewinnt. Die in immer gleichen Abständen angeordneten Vertikalelemente erwecken Bilder von Gräberfeldern und dienen als stumme Zeugen der die Geschichte der Menschheit durchziehenden Kriege. Gleichzeitig lässt die abstrakte Komposition des „Peace of Münster“ eine Vielzahl von Lesarten zu und verleiht der Arbeit einen universellen und überzeitlichen Charakter, der losgelöst vom konkreten historischen Ereignis auf die dem Frieden vorhergehenden Gräuel verweist.