Münster (Westfalen) 16-Ahnenprobe des Franz Wilhelm von Galen (1647–1716), 1672
Der Neffe des damaligen Fürstbischofs Christoph Bernhard von Galen bewarb sich, gerade 25 Jahre alt, mit dieser Ahnenprobe um die Aufnahme in die münsterische Ritterschaft – die Vereinigung des auf Rittergütern ansässigen einheimischen Adels, die bei den jährlichen Landtagen gemeinsam mit dem münsterischen Domkapitel und Vertretern von 13 Landstädten über die Steuerquote und alle sonstigen Landesangelegenheiten beraten und mitentscheiden durfte. Die Zulassung zum Landtag war seit 1648 an eine vorherige Prüfung der adligen Abkunft geknüpft: die Kandidaten mussten die 16 Wappen ihrer Vorfahren in der Generation ihrer Urur-Großeltern vorlegen. Nur wenn alle 16 Wappen anerkannten uradeligen Familien angehörten und alle Kinder aus rechtmäßigen Ehen stammten und dies auf dem nächsten Landtag von zwei Mitgliedern der Ritterschaft durch Eid bestätigt war, durfte der Kandidat zugelassen werden. Franz Wilhelm von Galen wurde am 9. Oktober 1673 als Mitglied der Ritterschaft aufgeschworen. Die Ahnenprobe war eingeführt worden, um die Angehörigen des münsterischen Stadtadels (wie die Droste zu Hülshoff, Kerckerinck u.a.), deren Adelsstand von den landadeligen Familien bestritten wurde, ebenso wie Landfremde adelige Offiziere, die ein Rittergut gekauft hatten, von der Mitgliedschaft auszuschließen und vom Landtag fernzuhalten. Vorbild für das Verfahren war die um 1590 eingeführte 16-Ahnenprobe des Domkapitels. Das Verfahren der Ahnenprobe mit „Aufschwörung“ verlagerte die Entscheidung, wer adelig war und wer am Landtag teilnehmen durfte, vom Landesherrn auf die Adeligen selbst. Auch wurde der Kreis derjenigen, die einträgliche, dem Adel vorbehaltene Beamtenstellen übernehmen durften oder in das Domkapitel aufnahmefähig waren, beschränkt.
Gerd Dethlefs
Harding, Elizabeth / Hecht, Michael (Hg.): Die Ahnenprobe in der Vormoderne. Selektion, Initiation, Repräsentation, Münster 2011.
Dethlefs, Gerd: Die Ritterschaft des Fürstbistums Münster 1679-1802. Mitglieder und Landtagsteilnahmen, in: Westfälische Zeitschrift 158, 2008, S. 19-91, hier S. 23-24, 42.
Leihgabe des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens Abteilung Münster e. V.
Maße
Höhe 40.7 cm Breite 61.4 cm
Material
Gouache, Tinte, Pergament Inventarnummer
KdZ 7735 AV Standort
Nicht ausgestellt