Johann Nicolaus Fleischhauer Henkelbecher mit geprügeltem Hund, o.J. (um 1760/64)
Die radierte Goldmalerei gilt als eine Arbeit von Johann Nicolaus Fleischhauer, der ab 1767 an der Glashütte Schorborn im Solling tätig war. Die Glasmasse hat aber nicht die typische leicht grünliche Färbung der Schorborner Produktion, sondern ist leicht gräulich. Das spricht für eine Entstehung in der Glashütte Altmünden, wo Fleischhauer seit spätestens 1752 bis nach 1762 tätig war - wobei er ab 1762 nach dem Tod des Hüttenbeständers Christian Iselhorst erheblich angefeindet wurde. Die Darstellung des geprügelten Hundes passt als Selbstbeschreibung der Situation Fleischhauers, der dann 1764 als Maler an die Fayencemanufaktur zu Hannoversch-Münden wechselte und dann an der Glashütte Schorborn als Glasmaler und -schneider tätig wurde. Zugleich symbolisiert der Hund in der älteren Kunst die gehorsamspflichtigen Untertanen. Erinnert sei an Bildnisse von Monarchen und auch Adelskindern mit Hunden als Attributen. Juristisch entspricht dem das Züchtigungsrecht des Haus- und besonders Gutsherrn gegen das Gesinde. Erinnert sei auch an den dem König Friedrich II. von Preußen zugeschriebenen Ausspruch "Hunde, wollt ihr ewig leben", den er in der verlorenen Schlacht bei Kolin (18. Juni 1757) seinen fliehenden Söldnern zugerufen haben soll. Das Bild auf dem Glas spiegelt damit Erfahrungen der vormodernen Gesellschaft.
Gerd Dethlefs