
Johann Joseph Zoffany Der Tod der Lukretia, um 1758/1760
Johan Zoffanys Gemälde zeigt ein noch im 18. Jahrhundert auch in Deutschland sehr beliebtes Thema: Das tragische Ende der Römerin Lukretia, die als Exempel weiblicher Tugend angesehen wurde. Titus Livius und Ovid berichten von der Gewalttat des Sextus Tarquinius, der sich Zugang zum Haus der Lukretia verschaffte und diese in Abwesenheit ihres Gemahls Collatinus vergewaltigte. Lukretia rief daraufhin ihren Vater, Bruder und Gemahl herbei, forderte sie auf, die Untat zu sühnen und beging zur Rettung ihrer Ehre Selbstmord. Der Maler reduzierte das Szenario auf die bildfüllenden Figuren und steigerte anhand der eindrucksvoll vorgetragenen Reaktionen die Dramatik der Darstellung: Lukretia, in ein weißes, ihre Reinheit unterstreichendes Kleid gehüllt, stößt mit der linken Hand den Dolch in ihr Herz. Ihr himmelnder Blick gibt – trotz fehlender Beteiligung der Götter – zu verstehen, dass sie im Handeln einer höheren Macht gehorcht. Die sie umringenden und in antikisierende Gewänder gekleideten Männer haben ihre Hände zum Ausdruck des Erschreckens in die Luft geworfen bzw. sich im äußersten Schmerz zusammengekrümmt und die Arme vor dem Gesicht verschränkt.
Webster, Mary: Johan Zoffany (1733–1810), New Haven/ London 2011.
- 1887 erworben