


Wilhelm Franz Anton Wippo Dortmund, Phantasie-Brakteat,
Brakteaten – einseitig hohl geprägte Münzen, so dass auf der Gegenseite die Prägung negativ erscheint – hat es weder in Dortmund noch in Münster je gegeben. Es sind also dezidierte Phantasie-Produkte, wozu noch Typen für Bremen (in zwei Varianten), Hannover und Kleve kommen, und es gibt sie jeweils in Silber und in Gold. Ausgangspunkt war ein originaler Brakteat der Abtei Fulda aus den Jahren 1261/86, der kopiert und dann weiterentwickelt wurde. Die Entstehung lässt sich auf das Jahrzehnt 1840/50, höchstwahrscheinlich gegen dessen Ende, eingrenzen, Herkunftsort ist Münster.
Der Urheber ist unklar, es könnte der von 1862/63 bis zu seinem Tod als „Münzwart“ der Sammlung des Altertumsvereins zu Münster wirkende Werner (Wilhelm Anton) Wippo (1821–1892) gewesen sein. Aus einer münsterischen Goldschmiedefamilie stammend, hatte er in Kassel sein Handwerk gelernt und war seit um 1850 als Juwelier bzw. „Gold & Silberarbeiter“ in Münster tätig. Oder aber es war der Jude Louis (Nathan) Metz (1818–1871), der als Antiquitäten- und Münzhändler jedenfalls nachweislich seit 1849/50 Stücke in öffentliche und private Sammlungen vertrieb. Die Provenienz der beiden Silberstücke im Altbestand der münsterischen Sammlung, vorhanden 1874/75 bzw. 1864/65, dürfte dabei ebenfalls Metz gewesen sein; das Goldstück kam jedoch erst 1975 dazu.
Die Phantasie-Brakteaten sind keine flüchtigen Machwerke, sondern qualitativ hochwertige Arbeiten hinsichtlich Komposition, Stempelschnitt und Prägetechnik. Es handelt sich um kleine, spielerische Kunstwerke, die nicht täuschen, betrügen wollten und sollten, sondern belustigen, erfreuen. Es sollte nicht mit falschen Münzen, durch Betrug Gewinn gemacht werden, sondern durch den Absatz kurioser und durchaus ästhetischen Reiz entfaltender Objekte für ebenso phantasiebegabte Sammler.