


Robert Weise Kinder unter dem Weihnachtsbaum (Weihnachten; Unterm Christbaum), 1905
1909 erwarb das damalige Landesmuseum der Provinz Westfalen das Gemälde "Weihnachten" von Robert Weise aus Rheinenser Privatbesitz. Bereits fünf Jahre später hieß das Werk in einem Verzeichnis der Gemälde im Besitz des Museums "Kinder unter dem Weihnachtsbaum" – ein Titel, den das Bild bis heute trägt. Unter einem festlich geschmückten Weihnachtsbaum sitzen drei Kinder und spielen versunken mit ihren Geschenken. Der Künstler stellt hier seine Kinder in der eigenen Wohnstube im schweizerischen Gottlieben, wo die Familie damals lebte, da und schafft eine stimmungsvolle Familienszene. Neben Frauenbildnissen in ganzfiguriger Ansicht, platziert vor einem Landschaftshintergrund oder in einem Interieur, porträtierte Robert Weise insbesondere gesellschaftlich hochstehende Persönlichkeiten, unter ihnen auch Kaiser Wilhelm II. (1888–1918). Darüber hinaus schuf er eine Vielzahl von intimen Familienbildnissen oder allegorische Darstellungen, wobei ihm seine Frau und Kinder als Modelle dienten. Um 1909, dem Jahr der Erwerbung des Gemäldes, befand sich Robert Weise auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Er war gut vernetzt, Mitglied in verschiedenen Vereinigungen, seine Werke erzielten in Ausstellungen Preise, und die Museen, darunter Düren, Stuttgart und München, erwarben seine Gemälde. In seinen Landschaften und Porträts verbinden sich Einflüsse des Impressionismus mit denen des Jugendstils. Seine Bilder haben oft eine heitere Note, fangen das Licht ein und lassen die dargestellte Szene im Sonnenlicht scheinen. Mit auffallenden weißen Akzenten setzte Weise einzelne Motive, insbesondere vor einem dunklen Hintergrund, von ihrer Umgebung ab und erzielte dadurch starke Hell-Dunkel-Kontraste, die typisch für seine Malweise sind und ihn von seinen Zeitgenossen unterscheiden. Der 1870 in Stuttgart geborene und aus gutbürgerlichen Verhältnissen stammende Weise begann 1889 seine Studien an der Düsseldorfer Akademie. Unzufrieden mit der dort verfolgten künstlerischen Ausrichtung freundete sich Weise mit dem Maler Heinrich Vogeler (1872–1940) an, der seit 1890 ebenfalls in Düsseldorf studierte. Mit Vogeler zusammen arbeitete er am liebsten im Freien, vor der Natur, und unternahm Reisen in die nahegelegene Eifel, nach Südholland, Belgien und Italien. Zwischen 1892 und 1894 verbrachte Weise zudem die Wintermonate in Paris, nahm Unterricht an der "Académie Julian", besuchte Museen und Ausstellungen. In der französischen Hauptstadt kam er in Kontakt mit den französischen Impressionisten, deren lichtdurchflutete Malerei wichtige Impulse setzen und ihn nachhaltig inspirieren sollte. TPM Literatur: Verzeichnis der Gemälde im Landesmuseum der Provinz Westfalen, hg. im Auftrag des Vorstandes des Westfälischen Kunstvereins durch Prof. Dr. Ferdinand Koch, Münster 1914 Ostini, Fritz von: Robert Weise und seine Malerei, in: Velhagen & Klasings Monatshefte 33 (September 1918), H. 1, S. 1-16. Stark, Barbara: Geöffnete Horizonte – Kunst und Künstler am Bodensee, in der Schweiz und Schwaben, in: Die andere Moderne. Kunst und Künstler in den Ländern am Rhein, 1900 bis 1922 [Ausst.-Kat. Städtische Wessenberg-Galerie, Konstanz / Museum Giersch, Frankfurt a. M. / Städtische Galerie Karlsruhe, 2013/14], Petersberg 2013, S. 225–285 und 399
- 1909 erworben von Bankvorstand Rintelen, Rheine
Maße
Höhe 93 cm Breite 132.7 cm
Material
Öl, Leinwand Inventarnummer
340 LM Standort
Nicht ausgestellt Kunstwerk des Monats
KdM_12_2020.pdf