Friedrich Wilhelm Weber (1813–1894) „Dreizehnlinden“ (Epos aus dem Nethegau der Jahre 822/23), 1878
Dass es hier um eine Episode aus der Frühgeschichte Westfalens geht, als es Westfalen als historische Einheit noch gar nicht gab, zeigt schon das springende Pferd in Silber auf rotem Grund im Wappenschild des Prachteinbandes oben links. Es ist aber kein spezifisch westfälisches Ross – mit dem Schweif nach oben –, sondern allgemein das Sachsenross. Den grünen Einband mit üppiger Goldprägung gestaltete der Paderborner Diözesanbaumeister Arnold Güldenpfennig (1830–1908).
Der Versroman „Dreizehnlinden“, Erstausgabe 1878, erzählt eine fingierte Episode aus der Zeit, als das Sachsenland gerade in das fränkische Reich eingegliedert worden war. Schauplatz ist der Nethegau, das heutige Brakeler Bergland, im Jahr 822/23, und „Dreizehnlinden“ meint das Kloster Corvey an der Weser. Thema ist der Konflikt zwischen dem Sachsen Elmar vom Habichtshof und dem fränkischen Gaugrafen Bodo von Bökendorf, dessen Auflösung zum Symbol für die Versöhnung zwischen den christlichen Franken und den ‚heidnischen‘ Sachsen wird.
Friedrich Wilhelm Weber wurde 1813 in Alhausen bei Bad Driburg geboren und besuchte ab 1827 das Gymnasium Theodorianum in Paderborn. Nach Studium in Greifswald und Breslau sowie langen Reisen durch Italien und Frankreich ließ er sich 1841 in Driburg als Arzt nieder. Von 1862 bis 1893 war er Abgeordneter der Zentrums-Partei im preußischen Landtag. Im Ruhestand auf Schloss Thienhausen bei Steinheim betätigte er sich literarisch: Außer ein paar Gedichten war „Dreizehnlinden“ sein Debüt – und wurde ein voller Erfolg, auch über seinen Tod 1894 hinaus: 1913 erschien im Paderborner Verlag Ferdinand Schöningh bereits die 150. Auflage. Der Roman war wichtig für die Festigung einer in der Geschichte gegründeten westfälischen Identität.
Linde, Roland: Mit dem Schmuckeinband des Diözesanbaumeisters. Friedrich Wilhelm Webers Erfolgsroman „Dreizehnlinden“, in: Dethlefs, Gerd u. a. (Hg.): Seit 200 Jahren – Westfalen entdecken und erforschen. 200 Einblicke in die Sammlungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens (Veröffentlichungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abteilung Münster, Bd. 12), Münster 2025, S. 396f.