Ein hochovaler, geschnitzter und vergoldeter Originalrahmen wertet das Brustbild des Freiherrn Ferdinand von Plettenberg zu Nordkirchen (1690–1737) auf. Der schimmernde Harnisch und die hellgrau gepuderte Allonge-Perücke zeigen seinen Stand, der rote mit Goldbrokat gefütterte Ordensmantel an einer Achatagraffe, Kollane und Ordenskreuz bezeugen die Mitgliedschaft in dem 1721 erneuerten, für nur neun geistliche und weltliche Ritter fürstlichen, gräflichen und freiherrlichen Standes gestifteten kurkölnischen Michaelsorden. Plettenberg war als Obristkämmerer leitender Minister des Bayernprinzen Clemens August (1700–1761), dessen Wahl zum Fürstbischof von Münster und Paderborn er 1719 organisiert hatte. Der Künstler Joseph Vivien (1657–1734), einer der besten Pariser Bildnismaler seiner Zeit, war auch bayerischer Hofmaler und porträtierte den Baron um die Jahreswende 1721/22 in Köln, wo Plettenberg damals erfolgreich um die Wahl des Clemens August zum Kölner Erzbischof und Kurfürsten verhandelte – schließlich erfolgreich. Als sehr geschickter Diplomat erreichte Plettenberg auch die Wahl des Clemens August zum Fürstbischof von Hildesheim (1724) und Osnabrück (1728) und dessen Erhebung zum Hoch- und Deutschmeister (1732). Das Bildnis strahlt Plettenbergs politischen Herrschaftsanspruch und sein Selbstbewusstsein aus – als münsterischer Erbmarschall war er auch Vorsitzender der Ritterschaft. Er ließ sich von den besten Malern seiner Zeit porträtieren, baute eine große Kunstsammlung auf und ließ sein Schloss Nordkirchen von Schlaun modern ausstatten. 1732 verlieh ihm der Kaiser sogar den Orden des Goldenen Vlies, den vornehmsten Orden Europas. Doch wegen einer Hofaffäre entließ der psychisch labile, wohl eifersüchtige Kurfürst 1733 seinen Spitzenpolitiker, der nun in kaiserliche Dienste trat. Zum Botschafter in Rom ernannt, starb er 1737 kurz vor seiner Abreise in Wien.

Erworben mit Unterstützung der Freunde des Museums für Kunst und Kultur Münster e. V., 1997