






unbekannt Truhe, Mitte 16. Jh.
Bereits seit 1936 ist die Truhe Teil der Möbelsammlung des LWL-Museums für Kunst und Kultur. Sie wurde auf der ersten Auktion des gerade 1936 gegründeten Münchener Kunstversteigerungshauses Adolf Weinmüller ersteigert. Als sogenannte Einlieferer des Objekts konnte das Ehepaar Saulmann identifiziert werden. Die Saulmanns waren ein im Kreis Reutlingen sehr bekanntes deutsch-jüdisches Ehepaar und bewohnten den Erlenhof in Pfullingen. Gemeinsam besaßen sie eine beachtliche Sammlung von Kunst, Antiquitäten und Büchern.
Sehr bald nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 bekamen die Saulmanns die Auswirkungen des neuen Regimes zu spüren: Das Finanzamt liquidierte ihren gesamten Besitz. 1936 ließ man Saulmanns wertvolle Sammlung in fünf Auktionen bei A. Weinmüller in München zwangsversteigern. Saulmanns flohen über Italien nach Frankreich und wurden dort in einem Lager interniert. Ernst erlag 1946 den gesundheitlichen Folgeschäden dieser Zeit. Agathe kehrte 1947 nach Deutschland zurück, um eines der größten Restitutionsverfahren in der französischen Besatzungszone anzustrengen. Obwohl in erster Instanz erfolgreich, stimmte sie nach einer Revision des Urteils einer Ausgleichszahlung zu. Die Erbengemeinschaft nach Agathe Saulmann trat 2015 an das LWL-Museum für Kunst und Kultur mit dem Gesuch um Restitution der Truhe heran. Gemeinsam bemühten sich Museum und Erbenvertreter um eine faire und gerechte Lösung im Sinne der Washingtoner Prinzipien von 1998. Die Truhe wurde 2016 an die Erben restituiert und das Museum konnte die Truhe 2017 wieder erwerben.
- o. J.-1936 Agathe und Ernst Saulmann, Reutlingen
- 26.-27.06.1936 Auktion A. Weinmüller, München
- 1936-2016 LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster
- 2016 an die Erbengemeinschaft Saulmann restituiert
- 2017 vom LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster, zurück erworben