




unbekannt Thronende Madonna mit rückseitiger Reliquienöffnung aus Osnabrück, um 1250
Die thronende Maria wurde 1911 im Osnabrücker Kunsthandel erworben und stammt vermutlich aus einer der dortigen Kirchen. Sie ist stark beschädigt, neben dem rechten Arm ging das mit Dübeln befestigte Christuskind verloren, dessen Umrisse noch gut erkennbar sind (vgl. z. B. Inventar-Nummer E-43 LM). Schleier und Krone wurden abgearbeitet, um die Figur bekleiden zu können. In einer ehemals verschließbaren Öffnung auf der Rückseite der Skulptur befand sich ein heute nicht mehr erhaltenes Fragment vom Schädel der heiligen Regina, die im Osnabrücker Dom besonders verehrt wird. Die Reliquie war in kostbare Textilien gehüllt, zwei gemusterte Seidenstoffe aus Vorderasien aus dem 9. bzw. 11. Jahrhundert (Inventar-Nummern DD-1189, DD-1191 LM) und ein Stück Leinen mit Seidenstickereien wohl aus dem 12. Jahrhundert (Inventar-Nummer DD-1190 LM). Aus diesem Fragment schneiderte man einen Umhang, wohl für die Madonna selbst. Ob die Skulptur seit ihrer Anfertigung um 1250 für die Verwahrung einer Reliquie gedacht war und ab wann sie – in Verbindung mit ihrer Aufwertung durch die Reliquie – eine besondere kultische Verehrung durch ihren Kleiderschmuck erfuhr, ist unklar.
Kluge, Dorothea: Kat.-Nr. 153, in: Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte (Hg.): Konservieren Restaurieren [Ausst.-Kat. Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster 1975], Münster 1975.
Klack-Eitzen, Charlotte: Die thronenden Madonnen des 13. Jahrhunderts in Westfalen (Denkmalpflege und Forschung in Westfalen, Bd. 6), Bonn 1985, S. 30, 57.
Jászai, Géza: Kat.-Nr. A3.3, in: Jászai, Géza (Hg.): Imagination des Unsichtbaren. 1200 Jahre Bildende Kunst im Bistum Münster [Ausst.-Kat. Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster 1993], Bd. 2, Münster 1993.