
unbekannt Flugblatt zur Schlacht bei Stadtlohn am 6. August 1623, um 1624/25
In der Schlacht bei Stadtlohn, Kreis Borken, empfing Herzog Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel (1599–1626), ein privater Kriegsunternehmer in protestantischer Sache in der Anfangsphase des Dreißigjährigen Krieges in Westfalen, am 6. August 1623 seine empfindlichste Niederlage. Er war verantwortlich insbesondere für die Plünderungen im Hochstift Paderborn, denen Anfang 1622 auch der Domschatz mitsamt dem Liborius-Schrein zum Opfer fiel. 1623 dann war ihm das Heer der Katholischen Liga unter Führung von Graf Johann Tserclaes von Tilly (1559–1632) auf den Fersen.
Auf diese Schlacht entstanden auch Flugschriften – sie sind ein typisches Medium der Frühen Neuzeit. Das Blatt ist betitelt mit „Abriß der Niderlag Hertzog Christians von Braunschweig Armada Durch die Keyserische unterm General Graff Tilly den 6. Augusti 1623 im Stifft Münster beschehen“. Der Schauplatz, Stadtlohn im Westmünsterland, ist oben rechts mit einer kleinen Silhouette wiedergegeben. Die Schlacht mit Infanterie und Kavallerie ist detailliert dargestellt, mit Waffen und Wagen, Toten und Verletzten, selbst der Pulverdampf aus den Flinten und Kanonen fehlt nicht. Die Einheiten sind alle beschriftet, die Kommandeure auf ihren Pferden sogar namentlich. Die Kaiserlichen kommen von rechts und schlagen die Braunschweiger in die Flucht; dabei reitet ein mit „Kniphausen“ Bezeichneter im Galopp davon: Der Obrist Dodo von Inn- und Knyphausen. Interessant ist, dass auf anderen, fast gleichen Stichen dieser Fliehende als Christian bezeichnet wird! Mit dieser feinen Änderung konnte seitens der Sympathisanten Christians die Schuld an der Niederlage auf Dodo abgewälzt werden.
Tschuschke, Volker: Abriss einer gewaltigen Niederlage. Eine exakte Darstellung der Schlacht bei Stadtlohn 1623?, in: Dethlefs, Gerd u. a. (Hg.): Seit 200 Jahren – Westfalen entdecken und erforschen. 200 Einblicke in die Sammlungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens (Veröffentlichungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abteilung Münster, Bd. 12), Münster 2025, S. 270f.