unbekannt Einbaum-Teile, um 930/940
Einbäume sind aus einem einzigen Baumstamm durch Aushöhlen mit einem Beil hergestellte Wasserfahrzeuge. Benutzt wurden sie entweder einzeln für den Transport von Waren und Menschen oder zum Fischen, aber auch gemeinsam mit weiteren als Schwimmkörper etwa für Fähren oder Schiffsmühlen. Für den vorliegenden Einbaum lässt sich dies nicht entscheiden, weil etwaige Hinweise wie Durchbohrungen an der Bootswand fehlen.
Gefunden wurde der Einbaum 1865 beim Bau der Lippe-Brücke zwischen Werne und Bergkamen-Rünthe im Kreis Unna. Und er war nicht der einzige: Im Bereich der Fundstelle konnten zwei weitere Exemplare geborgen werden. Der eine, bei denselben Baumaßnahmen entdeckt, ist heute verschollen; der andere, bei späteren Brückenbauarbeiten zu Tage gefördert, wird im Gustav-Lübcke-Museum in Hamm aufbewahrt.
Durch die Trocknung des Holzes nach der Bergung ist der Einbaum heute stark verformt, zudem weist er zahlreiche Risse auf. Der Querschnitt, abgerundet mit leicht abgeflachtem Boden, ist aber noch gut zu erkennen. Dies ist eine zeitlose Form, weshalb man ihn lange für früh- oder gar vorgeschichtlich hielt. Dendrochronologische Untersuchungen 2016 an der Universität Köln ergaben jedoch ein Fälldatum der Eiche von 935 n. Chr. plus/minus zehn Jahre – der Einbaum datiert also ins Mittelalter.
Die ursprüngliche Länge ist nicht genau rekonstruierbar, Bug und Heck fehlen – die erhaltenen 6,30 m sind dennoch überaus imposant. Mit der archäologischen Sammlung des Altertumsvereins kam der Einbaum in das 1908 eröffnete Landesmuseum am Domplatz; dort hat er auch die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs einigermaßen unbeschadet überstanden. Seit 2003 steht er als Blickfang im Foyer des Zentralen Fundarchivs der LWL-Archäologie für Westfalen in Münster-Coerde.
Burgdorf, Kathrin / Wolpert, Nils: Einfach untergegangen. Ein Einbaum aus der Lippe, in: Dethlefs, Gerd u. a. (Hg.): Seit 200 Jahren – Westfalen entdecken und erforschen. 200 Einblicke in die Sammlungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens (Veröffentlichungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abteilung Münster, Bd. 12), Münster 2025, S. 86f.
- Gefunden 1865 beim Bau der Lippe-Brücke zwischen Werne und Bergkamen-Rünthe (Kr. Unna)
- Erwerb unklar
Ähnliche Objekte

Kammerherrenschlüssel des Königs Friedrich Wilhelm III von Preußen für Engelbert von Hörde

Pokal mit dem Wappen des münsterischen Fürstbischofs Franz Arnold von Wolff-Metternich (1658–1718)

Apostel Johannes
.jpg&width=350&height=900)
Westerwälder Humpen mit Szene „Gleichnis vom verlorenen Sohn“