unbekannt Durchbohrte Dechsel, um 4.700 v. Chr.
Zeugin der Mittelsteinzeit ist die vorliegende Dechsel, ein Werkzeug zur Holzbearbeitung. Es ist ein sogenanntes Querbeil mit U-förmigem Querschnitt, dessen Schneide nicht wie bei heutigen Äxten längs, sondern quer angebracht ist. In den erst grob zugehauenen und dann fein zurechtgeschliffenen harten, zähen Felsstein wurde zuletzt seitlich ein glattwandiges Loch gebohrt. Hier konnte ein Stiel bzw. ein Schaft eingesetzt werden, der – weil aus organischem Material, Holz, bestehend – natürlich längst restlos vergangen ist.
Von ihrer Form bzw. Funktionalität her steht die durchbohrte Dechsel am Übergang von der Kultur der Bandkeramiker zur sogenannten Rössener Kultur und gehört so etwa in die Mitte des 5. Jahrtausends v. Chr. Ungefähr tausend Jahre zuvor waren vom Balkan die ersten Bauern und Viehzüchter nach Mitteleuropa gekommen: Sie lebten in dörflichen Gemeinschaften, bauten Getreide an, hielten Haustiere, stellten Keramikgefäße her und eben auch geschliffene Steinbeile. Seit ca. 5.200 v. Chr. sind sie in den fruchtbaren Lössgebieten des Rheinlands, Westfalens und auch der Warburger Börde nachgewiesen. Der Fundort zwischen Paderborn und Lippstadt markiert dabei den östlichsten Rand der bandkeramischen Siedlungen in der Hellwegbörde, wo dann auch die Siedlungen der Rössener Kultur lagen.
Pollmann, Hans-Otto: Jungsteinzeitliches Werkzeug. Eine Dechsel aus der Nähe von Paderborn, in: Dethlefs, Gerd u. a. (Hg.): Seit 200 Jahren – Westfalen entdecken und erforschen. 200 Einblicke in die Sammlungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens (Veröffentlichungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abteilung Münster, Bd. 12), Münster 2025, S. 54f.