

unbekannt Dolchstreitkolben, 15. Jh.
Bei diesem ungewöhnlichen Objekt, einem sogenannten Dolchstreitkolben, handelte es sich wohl tatsächlich um eine Waffe, eine besondere Art des Streithammers. Er besteht aus einer in Bronzeguss hergestellten Faust, die sehr detailliert, sogar mit Fingernägeln, ausgearbeitet ist; diese hält den Schlagdorn, der aus geschmiedetem, gestähltem Eisen besteht. Der hölzerne Griff, der in der Hülse steckte, die die Form eines gesäumten Ärmels hat, fehlt. Oberhalb der Faust befindet sich noch etwas wie ein gotisches Kapitell, in dem sich ein den Schlagdorn fixierender Niet versteckt.
Dass diese Dolchstreitkolben im Spätmittelalter als Waffen dienten, ist durch eine Darstellung im Fechtbuch „Alte Armatur und Ringkunst“ des Hans Talhoffer (um 1410/20–um 1490) von 1459 belegt. Auch andere Abbildungen zeigen dies, wie beispielsweise auf Altären dargestellte Waffen der römischen Häscher in der Passionsgeschichte. Dennoch sind sie nicht römisch, sondern eindeutig (spät-)mittelalterlich. Und so sind sie eben nicht nur Amtszeichen, etwa von richterlicher Gewalt, denn derartigen „Gerichtshänden“ fehlt stets der funktionale Schlagdorn.
Tarner, Patrick: Waffe oder Amtszeichen? Ein Dolchstreitkolben aus der Nähe von Münster, in: Dethlefs, Gerd u. a. (Hg.): Seit 200 Jahren – Westfalen entdecken und erforschen. 200 Einblicke in die Sammlungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens (Veröffentlichungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abteilung Münster, Bd. 12), Münster 2025, S. 130f.
- Gefunden in der Nähe von Münster
- Erwerb unklar
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