
unbekannt Delfter Teller, 2. Hälfte 18. Jh.
Es war wohl Bauerngeschirr, das der Münsteraner Altertumsverein 1880 in der Nähe von Schöppingen erwarb: weiß glasierte, blau bemalte Stücke, die bewusst das teure Porzellan chinesischer Herkunft imitieren sollten. Porzellan aber wurde in Europa selbst erst seit etwa 1710 hergestellt, sodass man sich in einheimischer Produktion mit sogenannter Fayence – der Begriff ist abgeleitet von dem französischen Namen der italienischen Stadt Faenza – behalf. Viele der Fayencemanufakturen arbeiteten in den Niederlanden; am bekanntesten ist sicherlich Delft, das geradezu zum Synonym für niederländische Fayence wurde. Der vorliegende Teller trägt keine Herstellermarke, doch weisen stilistische Elemente tatsächlich auf Delft, von wo aus die Fayence auch ins westliche Münsterland exportiert wurde.
Das Pflanzendekor wird gebildet aus stilisierten Blumen. Es lässt sich eine direkte Vorlage auf chinesischem bzw. ostasiatischem Porzellan des 18. Jahrhunderts ausmachen, die eine große Pfingstrose zwischen weiteren Blütenstauden zeigt, unten zudem drei Pilze – in China ein Symbol für langes Leben. Diese Pilze wurden hier zu den zwei großen Blättern umgedeutet, wie sich auch sonst solche Übernahmen chinesischer Bedeutungsträger als bloße Dekorationselemente häufig finden.
Thier, Bernd: Für Westfalen ungewöhnliche Pflanzendekore. Teller aus Delfter Fayence, in: Dethlefs, Gerd u. a. (Hg.): Seit 200 Jahren – Westfalen entdecken und erforschen. 200 Einblicke in die Sammlungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens (Veröffentlichungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abteilung Münster, Bd. 12), Münster 2025, S. 170f.
- Erworben 1880 in der Nähe von Schöppingen (Kr. Borken)
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