
unbekannt Bildnis-Silhouette Arnold Philipp Schlüter (1802-1889), Oberlandesgerichtsrat in Paderborn, um 1833/1834
Silhouetten waren eine Mode, die sich seit etwa 1765 in Europa verbreitet hatte; der französische Finanzminister Étienne de Silhouette (1709-1767) hatte sein Schloss aus Sparsamkeit nicht mit Gemälden, sondern mit Schattenrissen dekoriert; sein Name übertrug sich auf die Gattung. Der Schattenriss wurde durch Hinterleuchten des Kopfes auf ein Blatt Papier aufgezeichnet und die Umrisslinie durch einen Storchenschnabel auf handliches Format verkleinert, dann ausgeschnitten oder mit Tusche schwarz ausgemalt. Der im Verhältnis zur Zeichnung, zum Gemälde und zum Bildnisstich geringe Aufwand und Preis verhalf dem Medium, das so ein Vorläufer der Fotografie wurde, zu großem Erfolg. Das vorliegende Stück ist in der Églomisé-Technik gefertigt: ein Glas wird – hier mit schwarzer – Metallfolie hinterklebt, und die Zeichnung mit der Radiernadel eingeritzt. Diese Silhouette ist das Gegenstück zu der einer jungen Frau, wo auf der Rückseite mit Tinte alt notiert ist: "Antoinette / Scheffer-Boichorst / als Braut / von Gerichts Assessor / Arnold Schlüter / Münster 1834." Damit ist die Identität des Herrn gesichert. Die Bildnisse wurde in einem kleinen Konvolut münsterischer Porträtminiaturen erworben mit denen des Johann Bernhard Huesmann und des Stadtrichters Christoph Bernhard Gräver, des Großvaters der Braut, die von derselben Hand rückseitig beschriftet sind. Schlüter hatte in Göttingen studiert, war ab 1832 Gerichtsassessor in Münster, Dorsten und Coesfeld und dann Appellationsgerichtsrat in Paderborn, wo er 1848 zum Mitglied der Deutschen Nationalversammlung in Frankfurt gewählt wurde. 1859-1861 war er Mitglied des Abgeordnetenhauses in Berlin. 1877 wurde er als Geheimer Justizrat pensioniert.
Dethlefs, Gerd
Weiß, Ulrike: "treuer Schatten des Freundes". Die Porträt-Silhouette der Wertherzeit, in: dies. u.a. (Hg.), Goethes Lotte. Ein Frauenleben um 1800, Ausst.Kat. Wetzlar/Weimar/Hannover 2003, S. 140-157.
Krauthausen, Udo: Ahnenliste der Familie Cremer aus Dortmund, in: Beiträge zur westfälischen Familienforschung 36-37, 1978-1979, S. 102-192, hier S. 108.
Haunfelder, Bernd: Biographisches Handbuch für das Preussische Abgeordnetenhaus 1849–1867, Düsseldorf 1994, S. 225.
Erworben mit Unterstützung der Freunde des Museums für Kunst und Kultur Münster e. V., 1998
Maße
Durchmesser 5.7 cm
Material
Lack, Glas, Holz Inventarnummer
KdZ 5993 LM Standort
Nicht ausgestellt Kunstwerk des Monats
https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%89glomis%C3%A9