
unbekannt Beckenschläger-Schüssel mit Drachenkampf des hl. Georg, um 1500/1550
Die große Messingschüssel lenkt mit ihren sechs sich jeweils verengenden Kreisen den Blick ins Zentrum. Dort stößt der Ritterheilige Georg auf einem sich aufbäumenden Ross einem Drachen die Lanze in den Rachen. Rechts verfolgt die Königstochter den Kampf, ein Engel wacht am Himmel, links schauen König und Königin aus der Stadt zu. Gerahmt wird die Szene von einem schmalen Ornamentkranz, dann von zwei Inschriftenbändern: innen „n.x.bene.in.e“, abgekürzt für „nomen Christi benedictum in eternum“ [der Name Christi sei ewig gepriesen], außen „Ich bart geluck alczeit“ [ich schmiede immer Glück], was sich jeweils mehrfach wiederholt. Es folgen ein Fries geflochtener Blätter, danach ein Buckelring und schließlich ein breiter, mit Blattranken verzierter Rand.
In der zweiten Hälfte des 15. und im gesamten 16. Jahrhundert war Nürnberg die Hauptstadt des sogenannten Beckenschlägerhandwerks. Messing konnte aufgrund des Zusatzes von Zink und Kupfer nicht nur gegossen, sondern auch getrieben und geschlagen, werden. Dies geschah hier wie am Fließband: Vorgefertigte Rohlinge wurden von der Rückseite her in eine Negativform hineingehämmert, dann frei die Wölbungen getrieben und von der Vorderseite her Ornamente und Schriftbänder mit Punzen eingeschlagen. So konnten Schüsseln und Schalen von gleichbleibender Qualität in großer Anzahl hergestellt werden, um sie nach ganz Europa zu exportieren.
Ihre Funktion war die der Repräsentation, nicht des Alltagsgebrauchs – das vorliegende Exemplar soll aus dem Schloss Stromberg in Oelde stammen. Der Drachentöter Georg war ein besonders im Spätmittelalter beliebtes Motiv: Es entstand zur Zeit der Kreuzzüge, als der spätantike Märtyrer Georg mit der Drachentöter-Legende verbunden wurde, das Christentum also über das Heidentum siegte.
Bloch-Pfister, Alexandra: Der Kampf „Gut“ gegen „Böse“. Eine Beckenschlägerschüssel aus Stromberg, in: Dethlefs, Gerd u. a. (Hg.): Seit 200 Jahren – Westfalen entdecken und erforschen. 200 Einblicke in die Sammlungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens (Veröffentlichungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abteilung Münster, Bd. 12), Münster 2025, S. 166f.
- Erworben 1839 aus Schloss Stromberg in Oelde (Kr. Warendorf)
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