

Bernd Schmedding Mörser mit Blattfries und Wahlspruch, 18. Jh.
Nahrungsmittel wurden seit jeher in Mörsern, die seit dem Mittelalter vermehrt aus Metall bestanden, mithilfe eines Stößels zerkleinert bzw. zermahlen. Die dickwandigen, schweren Gussstücke konnten aber auch als Repräsentationsobjekte dienen, zumal wenn sie individuell und aufwändig gestaltet waren. Der vorliegende Mörser, dessen Stößel fehlt, stammt aus Haus Stockum bei Schöppingen und könnte somit eben diese Funktion gehabt haben.
Der Mörser wurde 1561 von Bernd Schmedding in Münster gegossen und ist ein typischer Vertreter des um die Mitte des 16. Jahrhunderts entstandenen spezifischen münsterischen Mörserstils. Die niederländische Tradition, ihrerseits auf spanische und islamische Vorbilder zurückgehend, mit breiten, meist mehrfach gestuften Füßen und gedrungener, leicht konischer Form, dazu ein Doppelhenkel, stand dabei Pate. Charakteristisch ist auch die Gliederung der Außenfläche durch umlaufende Profilbänder, Inschriften und Reliefauflagen. Hier finden sich drei Schmuckbänder zwischen Rillen und Wulstringen: unten ein Fries aus Akanthusblättern, in der Mitte ein breites Band aus Ahornblättern und mit einem Wappenschild samt Hausmarke – der Auftraggeber „I G“ konnte noch nicht identifiziert werden. Oben steht, zusammen mit der Datierung „LXI“, der Bibelspruch „Si deus est pro nobis quis contra nos“ [Ist Gott für uns, wer ist dann gegen uns?], Röm 8,31. Er gilt als Ausdruck der selbstbewussten, religiösen Zuversicht im konfessionellen Zeitalter, die man sich mit diesem Mörser also auf die festlich geschmückte Tafel holte.
Bloch-Pfister, Alexandra: Kunstguss für die Ewigkeit. Ein Mörser aus Münster im niederländischen Stil, in: Dethlefs, Gerd u. a. (Hg.): Seit 200 Jahren – Westfalen entdecken und erforschen. 200 Einblicke in die Sammlungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens (Veröffentlichungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abteilung Münster, Bd. 12), Münster 2025, S. 146f.
- Angekauft 1880 von Kaufmann Jost Steinmann aus Haus Stockum in Schöppingen (Kr. Borken)