

Georg Heinrich Schifflin Druckplatte für das Brustbildnis Clemens August von Bayern (1700–1761) als Fürstbischof von Münster (Vorderseite) und für eine Fassadenansicht des Collegium Germanicum-Hungaricum in Rom (Rückseite), 1719 bzw. 1770
Wie eine Medaille hat diese kupferne Druckplatte ganz ungewöhnlicherweise zwei bildtragende Seiten – die aber, im Gegensatz zu einer Medaille, überhaupt nichts miteinander zu tun haben. Die Vorderseite zeigt ein Brustbildnis des Clemens August von Bayern als Fürstbischof von Münster und Paderborn – am 26. März 1719 wurde er in Münster, am 27. März 1719 in Paderborn gewählt. Er ist dargestellt in einer ovalen Rahmung mit geistlichem Gewand samt Brustkreuz, darunter das Wappen mit dem Paderborner Kreuz an der vornehmsten Stelle oben rechts. Das Porträtmedaillon steht auf einem Podest, in dessen Inschriftenfeld der vollständige Titel Clemens Augusts zusammen mit dem Geburtstag und dem Wahltag in Münster gleichsam eingemeißelt sind.
Die Platte wurde von dem Augsburger Georg Heinrich Schifflin (1666–1745) gestochen. Sie drückte die Freude über den neuen Landesherrn aus, die Abzüge wurden der Jesuiten-Festschrift aus Münster und Paderborn als Illustration beigegeben. Auf der Rückseite allerdings hat sich der Schenker der Platte an den Altertumsverein in Münster, der Kanoniker Clemens Lipper (1742–1813) aus Münster, verewigt. Er hat 1770 hier eine Ansicht des Collegium Germanicum-Hungaricum in Rom gestochen, einer Hochschule der Jesuiten, an der er selbst studiert hatte. Aus Lippers Nachlass wurde sie schließlich erworben.
Dethlefs, Gerd: Zwei Seiten und zwei Künstler. Begrüßung des neuen Fürstbischofs Clemens August von Bayern, in: Dethlefs, Gerd u. a. (Hg.): Seit 200 Jahren – Westfalen entdecken und erforschen. 200 Einblicke in die Sammlungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens (Veröffentlichungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abteilung Münster, Bd. 12), Münster 2025, S. 306f.
- Angekauft 1845 aus dem Nachlass des Kanonikers Clemens Lipper, Münster