
Christian Rohlfs Friedhof in Weimar, 1898
Für die deutsche Landschaftsmalerei vor 1900 hat Christian Rohlfs „auf individuelle Weise Lösungen gefunden“, so beschreibt Horst Dauer zusammenfassend die Entwicklung des Künstlers, der sich während seines Studiums an der großherzoglichen Kunstschule in Weimar bereits seit Mitte der 1870er Jahre intensiv mit der Landschaft vor Ort auseinandergesetzt hat. Das kleinformatige Gemälde „Friedhof in Weimar“ ist dafür ein hervorragendes Beispiel. Zu sehen ist ein Stück der äußeren Friedhofsmauer, die üppig mit rot blühenden, bis weit über die Mitte der Steine herabhängenden Pflanzen bewachsen ist. Die Zone neben und unter dem wiedergegeben Mauerstück ist in verschiedenen Braun- und Grüntönen gehalten, ohne genauer gegenständlich definiert zu werden. Rohlfs verzichtet gänzlich auf Linien, um die einzelnen Bildgegenstände voneinander abzugrenzen. Auch eine perspektivische Wirkung ist hier nicht beabsichtigt. Alle Formen sind nur zu erahnen und der Farbauftrag ist so pastos gehalten, dass die mit dem Spachtel bearbeitete Bildoberfläche einen deutlich plastischen Charakter erhält. Ausgehend vom Naturstudium übersetzt Christian Rohlfs seine Eindrücke dieses Ortes in ein Relief aus Farben und Licht, das atmosphärische Wirkung vermittelt und dabei zugleich fast abstrakt erscheint.
Dieses Werk ist ausgestellt in der Westfälischen Galerie Kloster Bentlage, Rheine.
Vera Losse: Die Westfälische Galerie im Kloster Bentlage (Bildhefte des Westfälischen Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte Münster, Nr. 34), Münster 1996.
Horst Dauer: Christian Rohlfs in Weimar, in: Zauber des Banalen. Christian Rohlfs. Die frühen Landschaften [Ausst.-Kat. Ernst Barlach Haus, Hamburg 2005–2006 / Edwin Scharff Museum am Petrusplatz, Neu-Ulm 2006], Hamburg 2005, S. 29-37.
- 1924–1937 Kunsthalle, Kiel
- 1937–1938 Beschlagnahme, Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, Berlin, EK-Nr. 11131
- 1938–1939 Depot Schloss Schönhausen, Berlin
- 1939–1941 Bernhard A. Böhmer, Güstrow, in Kommission
- 1941–o. J. Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, Berlin
- o. J.–1952 Galerie Ferdinand Möller, Köln
- 1952 erworben