
Christian Rohlfs Dame mit Hut (Vs.), Berglandschaft (Rs.), 1901
In dem Halbfigurenbildnis einer Dame mit Hut greift Christian Rohlfs einen beliebten Darstellungstypus seiner Zeit auf. Vergleichbare Beispiele sind etwa von August Macke, Lovis Corinth und vielen weiteren Malern überliefert. In diesen Bildnissen geht es gleichzeitig um die Darstellung weiblicher Eleganz und Anmut, um eine individuelle Charakterisierung der dargestellten Person sowie um das Erproben der Ausdruckskraft von Form und Farbe. Rohlfs, der in seinen Landschaftsbildern bereits seit den 1880er Jahren eine aufgelockerte Malweise pflegt, geht in diesem Gemälde einen Schritt weiter. Er trägt die verschiedenen Farbtöne in kurzen, prägnanten Strichen auf, die unverbunden nebeneinander auf dem Malgrund stehen. „Diese Stricheltechnik bewirkt auch das eigenartige Flirren“ (Losse 1996) und erzeugt den Eindruck eines Lichtspiels auf der Bildoberfläche. Im Entstehungsjahr des Bildes, 1901, wurde Christian Rohlfs von dem Industriellen Karl Ernst Osthaus nach Hagen berufen. Osthaus stellte dem Maler eine Wohnung und ein Atelier in seinem neu gegründeten Folkwang-Museum zur Verfügung. Die von Karl Ernst Osthaus ständig erweiterte Sammlung von Gemälden französischer, niederländischer und deutscher Künstler der Avantgarde wurde für Rohlfs in der Folgezeit eine Quelle der Inspiration und Ausgangspunkt für die Weiterentwicklung seiner Malerei. Hier lernte er ab 1902/1903 Werke der Pointilisten und Gemälde van Goghs kennen und kam einige Jahre später mit Emil Nolde und den Mitgliedern der Künstlervereinigung „Brücke“ in Kontakt. Christiane Kerruth Literatur: Vera Losse: Die Westfälische Galerie im Kloster Bentlage (Bildhefte des Westfälischen Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte Münster, Nr. 34), Münster 1996. Peter Thurmann: Christian Rohlfs‘ Blick auf die europäische Avantgarde, in: Christian Rohlfs. Die Begegnung mit der Moderne [Ausst.-Kat. Kunsthalle zu Kiel 2005–2006 / Brücke-Museum Berlin 2006], München 2005, S. 19–65.
Dieses Werk ist ausgestellt in der Westfälischen Galerie Kloster Bentlage, Rheine.
- 1920 erworben durch Schenkung von Alfred Flechtheim, Düsseldorf