Johann Christoph Rincklake Sitzbildnisse Matthias (1800–1880) und Ferdinand (1803–1881), Grafen von Galen als Knaben, o.J. (um 1807)
Ganz anders als die Kinderbildnisse ihres Vaters Clemens August, nicht als künftige Gutsherren auf Polstern unter einem Baldachin, sind hier die beiden jungen Grafen von Galen gemalt, sondern in freier Natur, unter einem Baum, im Hintergrund ein Dorf, wahrscheinlich Rinkerode, wo die Familie damals auf ihrem Gut Göttendorf lebte. Sie haben zwar auch ein Hund am Band – traditionell Symbol für die gehorsamspflichtigen Untertanen –, doch gehen sie fast liebevoll mit ihm um; der ältere scheint ihn mit dem Finger zu necken. Fünfzehn Jahre nach der Französischen Revolution nimmt man die Untertanen fast schon ernst, spielt aber noch mit ihnen. Ihr Vater Clemens August war anlässlich der preußischen Huldigung des Fürstentums Münster am 11. Juli 1803 in Hildesheim in den Grafenstand erhoben worden. Matthias folgte dem vorgezeichneten Weg als Gutsbesitzer, Erbkämmerer und Familienoberhaupt auf Gut Dinklage bei Vechta, der von 1833 bis 1875 mit einer Unterbrechung dem westfälischen Provinziallandtag angehörte. Ab 1858 ließ er das von einer Nebenlinie um 1770 übernommene Haus Assen als Alterssitz wiederherstellen, während sein Sohn Ferdinand (1831–1906) Dinklage übernahm, wo 1878 als sechster Sohn der spätere Kardinal Clemens August geboren wurde. Ferdinand von Galen studierte Jura in Göttingen und Heidelberg und trat 1824 in den preußischen diplomatischen Dienst ein, wurde aber 1837 als Gegner der Verhaftung des Kölner Erzbischofs Droste-Vischering entlassen und erst 1842 nach einem Ausgleich von Kirche und Staat wieder angestellt. Er amtierte als Gesandter in Darmstadt und Kassel, Stockholm, Dresden und Madrid. 1864 pensioniert, gehörte er danach auf Lebenszeit dem preußischen Herrenhaus an.
Gerd Dethlefs
Lorenz, Angelika: Konturen eines neuen Menschenbildes – Zum Wandel des Porträts. In: Weiß, Gisela und Dethlefs, Gerd: Zerbrochen sind die Fesseln des Schlendrians – Westfalens Aufbruch in die Moderne. Münster 2002. S. 224-239, hier S. 234-235. Dethlefs, Gerd: Johann Anton Kappers (1707–1762) und Jodokus Matthias Kappers (1717–1781): Stilleben mit zwei spielenden Schoßhunden, um 1745/52 (= Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster, Das Kunstwerk des Monats Juli 2001). Westhoff-Krummacher, Hildegard: Johann Christoph Rincklake. Ein westfälischer Bildnismaler um 1800. München/Berlin 1984, S. 201-224, S. 207/210, 427 Nr. 250.