
Johann Christoph Rincklake Drei Kinder der Familie Lutterbeck, um 1810 – 1811
Eng zusammen gerückt sind die drei Geschwister zu einer Dreieckskomposition gefügt: In der Mitte auf dem Tisch sitzt ein Junge mit angewinkelten Beinen. Mit festem Griff hält er den Flügel einer weißen Taube, der die Schwester zur Linken eine Hand voll Körner reicht, während das Mädchen zur Rechten Kirschen zur Fütterung bereithält. Szenisch verbindet sie die Taubenfütterung miteinander.
Dargestellt sind die Kinder des Münsteraner Arztes und Medizinprofessors Dr. Theodor Lutterbeck. Von ihnen wird nur das älteste Mädchen das Erwachsenenalter erreichen. Eine hohe Kindersterblichkeit mag ein Beweggrund für den Auftrag von Kinderbildnissen gewesen sein, zumal 1811 bis 1813 eine Ruhrepidemie viele Kinderleben kostete.
Die Geschwister zeigen deutliche Ähnlichkeiten in ihren Gesichtszügen. Vorrang vor individuellen Ausprägungen hatte die Familienzugehörigkeit. Dabei verband sich die Idealvorstellung vom Kind um 1800 mit Raffaels Putten der „Sixtinischen Madonna“, die in Drucken wie auch als Dekor populäre Verbreitung fanden. So setzte sich der pausbackige Kindertypus durch. Zudem war die Sicht auf Kinder vom deutschen Idealismus geprägt, der mit ihnen Vorstellungen von Unschuld, Ursprünglichkeit und Neuanfang verband.
Als antikes Symbol der Unschuld gilt auch die Taube, die im Lutterbeck-Bildnis zentral Eingang findet. Allerdings wirkt die Taube gefräßig und vital und der Griff des Jungen energisch, so dass die engelhafte Unschuld hier belebt erscheint.