Johann Christoph Rincklake Brustbildnis Clemens August Joseph Freiherr von Galen zu Dinklage(1748–1820), um 1788/1790
Clemens August Joseph von Galen stammte aus der zweiten Ehe seines Vaters: Nach dem Tod des ältesten Sohnes Clemens August Ferdinand von Galen (1720–1747) heiratete Wilhelm Ferdinand von Galen zu Dinklage (1690–1769) 1748 in zweiter Ehe Sophie Gräfin von Merveldt (1730–1810). Schon 1756 übernahm der Knabe die Galenschen Familienpräbenden an den Domkapiteln zu Osnabrück und Münster, die er nach dem Tode des Vaters (28. 12. 1769) dem jüngeren Bruder Ferdinand Karl abtrat. Zugleich übernahm er als 3. Erbkämmerer und nunmehriges Familienoberhaupt auch das Amt eines Drosten zu Vechta, das von 1640 bis 1802 in der Familie erblich war. Die Familie von Galen war eine der wohlhabendsten und einflussreichsten Familien des Fürstbistums Münster. So konnte Galen 1771–1773 mit seinem Bruder eine Kavalierstour nach Wien, Rom, Paris und London unternehmen. Nach seiner Rückkehr wurde er 1775 Geheimer Rat, Obriststallmeister und 1780 kurzzeitig Obristhofmarschall und heiratete 1775 Mechthild von Twickel zu Havixbeck (1756–1791), von der es ein Pendantbildnis gibt; um 1775 kaufte er Gut Assen von seinem verschuldeten Vetter Clemens August von Galen zu Assen (1749 – nach 1782). Schon seit 1769 Mitglied der münsterischen Ritterschaft, ließ er 1777 als Erbkämmerer die Musteruniform für die zum Landtag aufgeschworenen Adeligen schneidern, die er hier trägt und die der Landesherr dann bestätigte: einen goldbetressten roten Rock mit grünen Kragen und Rockaufschlägen über einer strohfarbenen Weste. Die landtagsfähigen Adeligen wollten sich damit auch als ‚Diener des Staates‘ zeigen und – so der offizelle Grund – Kleiderluxus vermeiden. Galen war 1778 Gründungsmitglied der münsterischen Loge und als Preußenfreund nach der Säkularisation des Fürstbistums bei der Huldigungsfeier 1803 in den preußischen Grafenstand erhoben worden. Seine erste Frau behandelte er nicht gut; sie starb 1791 im Kindbett; aus seiner zweiten Ehe mit Anna Angela von Ascheberg (1775–1806) hatte er zwei Söhne.
Gerd Dethlefs
Dethlefs, Gerd: Die Ritterschaft des Fürstbistums Münster 1679-1802. Mitglieder und Landtagsteilnahmen, in: Westfälische Zeitschrift 158, 2008, S. 19-91, hier S. 42. ders.: Münster: Zwischen Reform und Bewahrung, in: Hans Galen (Hg.), 1789. Wien - Münster - Paris am Vorabend der Revolution, Greven 1989, S. 30-49, hier S. 42-48. Lorenz, Angelika: Konturen eines neuen Menschenbildes. Zum Wandel des Porträts, in: Gisela Weiß / Gerd Dethlefs (Hg.), Zerbrochen sind die Fesseln des Schlendrians. Westfalens Aufbruch in die Moderne, Bönen 2002, S. 224-239, hier S. 235.