Johann Christoph Rincklake Bildnis von Franz Freiherr von Fürstenberg (1729–1810), um 1812/1850
Rincklake reproduzierte ein um 1780 wohl von einem wandernden Pastellmaler geschaffenes Pastellbildnis (Inv.Nr. 141 WKV), das Hildegard Westhoff-Krummacher in ihrer großen Rincklake-Monographie 1984 übersehen hat. Das wohl um 1900 enstandene Bildnisgemälde im üblichen Bildnisformat Rincklakes (60 x 48,5 cm), das aus süddeutschem Privatbesitz um 1986/88 vom Stadtmuseum Münster erworben wurde, datierte sie in die Jahre um 1800. Dies Gemälde gehörte dem Gelehrten und Gutsherrn zu Welbergen Franz Caspar Bucholtz (1759–1812), der wohl auch Auftraggeber war. In diese Zeit um 1800 dürfte auch das sehr jugendlich wirkende Bildnis von Bucholtz (Inv.Nr. 581 LM) datieren, nicht erst um 1812, wie Hildegard Westhoff-Krummacher meinte. Das vorliegende Bildnis Rincklakes ist dann stark verkleinert unter Benutzung des 1812 von dem Gemälde Rincklakes gefertigten Schabkunstblatt des Franz Michelis von einem talentierten, aber noch nicht identifizierten Maler des 19. Jahrhunderts angefertigt worden. Aus der Familie von Druffel – Nachkommen der Bucholtz auf Welbergen – wurde das Bildnis dann 1930 für die Sammlung des Landesmuseums erworben, zusammen mit dem Bildnis von Buchholtz und dessen Frau (oder Tochter?, 582 LM). Franz von Fürstenberg, ambitionierter Domherr zu Münster, betrieb 1762 erfolgreich die Wahl des Kölner Kurfürsten Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels (1707–1784) zum Fürstbischof von Münster und wurde zum leitenden Minister ernannt. Bis 1780 konnte er eine Reformpolitik im Sinne des aufgeklärten Absolutismus realisieren. Seit 1770 auch Generalvikar und damit für das Bildungswesen zuständig, gelangen ihm Schulreformen und 1773 die Gründung der Universität Münster. Nachdem er 1780 bei der Wahl des künftigen Nachfolgers des Max Friedrich unterlag, legte er sein Ministeramt nieder, setzte aber die Reform des Schulwesens fort.
Gerd Dethlefs
Flammer, Thomas / Freitag, Werner / Hanschmidt, Alwin (Hg.): Franz von Fürstenberg (1729–1810). Aufklärer und Reformer im Fürstbistum Münster, Münster 2012.
Grote, Udo: Freiherr Franz Friedrich Wilhelm von Fürstenberg, in: Galen, Hans (Hg.), Geschichte der Stadt Münster im Stadtmuseum Münster [Ausst.-Kat. Stadtmuseum Münster 1989], Münster 1989, S.124-125.
Westhoff-Krummacher, Hildegard: Johann Christoph Rincklake. Ein westfälischer Bildnismaler um 1800, München/Berlin 1984, S. 9, 377ff.
Hanschmidt, Alwin: Franz von Fürstenberg als Staatsmann. Die Politik des münsterschen Ministers 1762–1780 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen XVIII,5). Münster 1969.
Maße
Höhe 28 cm Breite 23.3 cm
Material
Öl, Eichenholz Inventarnummer
584 LM Standort
Raum 1.26