

Peter Munnich Richtschwert, der Bremer Giftmörderin Gesche Gottfried (1785–1831) zugeschrieben, 17. Jh. (im 19. Jh. ergänzt)
Gesche Gottfrieds erster Ehemann, der Sattler Miltenberg, starb 1813; ihr zweiter Ehemann, der Weinhändler Gottfried, starb 1817; ihr neuer Verlobter, der Kaufmann Zimmermann, starb 1823; die Frau des Stellmachers Rumpff, für den sie ab 1824 als Haushälterin arbeitete, starb kurz darauf. Als Rumpff 1828 in einem Schinken weiße Körner entdeckte, die sich als Arsenik entpuppten, erfolgte am 6. März 1828 die Verhaftung der Giftmörderin. Die gerichtliche Untersuchung während der fast dreijährigen Haft ergab, dass Gottfried zwischen 1813 und 1817 mindestens acht Menschen, darunter ihre Ehemänner, Eltern und Geschwister, und dann seit 1823 nochmals sieben Menschen vergiftet hatte – Motiv unklar. Als Bremer Bürgerin wurde sie am 21. April 1831 auf dem Domhof mit dem Schwert enthauptet; da der letzte Bremer Scharfrichter Johann Christian Göpel bereits 1822 gestorben war, holte man den Scharfrichter Dietz aus Nienburg/Weser herbei.
Der Verkäufer des vorliegenden Schwerts an den Altertumsverein hatte es um 1879 von einem „Kolonen bei Wagenfeld“, nicht weit entfernt von Nienburg gelegen, erworben, der angab, es handele sich um das Richtschwert der Gesche Gottfried – wie es in dessen Besitz kam, ist unbekannt. Die Klinge trägt zweimal eine Bischofskopf-Marke, dazu Messingeinlagen mit dem Solinger Wolf und einem Reichsapfel, beides Solinger Klingenzeichen des 17. Jahrhunderts. Der Bischofskopf kann dem Solinger Schmied Peter Munich/Münch (1610–1674) zugewiesen werden. Knauf und Parierstange datieren allerdings erst ins 19. Jahrhundert, sodass hier entweder eine spätere Verfälschung vorliegt oder die Klinge zweitverwendet wurde.
Tarner, Patrick: Sichtbares Zeichen der Rechtsprechung. Ein Richtschwert unbekannter Herkunft mit spannender Legende, in: Dethlefs, Gerd u. a. (Hg.): Seit 200 Jahren – Westfalen entdecken und erforschen. 200 Einblicke in die Sammlungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens (Veröffentlichungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abteilung Münster, Bd. 12), Münster 2025, S. 226f.
- Angekauft 1879 von Optiker Schomaker, Brilon-Alme