
Hanns Hubertus von Merveldt Nachts am Pier, 1936
Mit einfachen, kräftigen Pinselstrichen zeigt sich eine dunkle Hafenszenerie. Die Betrachter:innen scheinen einen finsteren Pier entlang zu blicken. Auf der linken Seite sind die Hafengebäude zu sehen, auf der rechten Seite steht ein festgebundenes Schiff. Lediglich ein kleines Stück Wasser wird neben dem dunklen Bug sichtbar. Die Farbigkeit wird beherrscht von schweren Blautönen, hier und da aufgebrochen durch Akzente in Ocker und Grün. Die schnelle, skizzenhafte Pinselführung erzeugt teils unklare, somit vieldeutige Räume- und Formen. Die stark perspektivisch verzerrt dargestellten Fassaden der Gebäude wirken flach. Ganz an den linken Bildrand gedrängt wird die Silhouette einer menschlichen Figur erkennbar. Die längliche Form, die im Vordergrund auf dem Pier erscheint, bleibt rätselhaft: Ist es eine Pfütze, eine Unebenheit im Boden oder gar der Schatten einer unsichtbaren Figur?
Als die Gouache 1936 entstand, blickte Hanns Hubertus Graf von Merveldt in eine ungewisse Zukunft. Der politische Umbruch in Deutschland traf ihn auf persönlicher Ebene, da Heidi Lenssen, Merveldts jüdische Lebensgefährtin, sich zur Auswanderung nach New York gezwungen sah. Auch wenn die Beiden Kontakt hielten, litt Merveldt sehr unter der Trennung. Außerdem betrachteten die Nationalsozialist:innen seine künstlerische Position zusehends als problematisch. Ein endgültiges Ausstellungsverbot folgte 1937.
Als die Gouache 1936 entstand, blickte Hanns Hubertus Graf von Merveldt in eine ungewisse Zukunft. Der politische Umbruch in Deutschland traf ihn auf persönlicher Ebene, da Heidi Lenssen, Merveldts jüdische Lebensgefährtin, sich zur Auswanderung nach New York gezwungen sah. Auch wenn die Beiden Kontakt hielten, litt Merveldt sehr unter der Trennung. Außerdem betrachteten die Nationalsozialist:innen seine künstlerische Position zusehends als problematisch. Ein endgültiges Ausstellungsverbot folgte 1937.
Max Dörbecker
Pirsig-Marschall, Tanja: Hanns Hubertus Graf von Merveldt, Beschlagnahmte Glocken, 1948 (LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster. Das Kunstwerk des Monats, Oktober 2019), Münster 2019.
Bußmann, Klaus / von Lüttichau, Mario-Andreas (Hg.): Hanns Hubertus Graf von Merveldt, 1901–1969. Gemälde, Köln 1991.
Korzus, Bernard (Hg.): H. H. Merveldt. Gouachen, Aquarelle, Zeichnungen [Ausst.-Kat. Westfälisches Museumsamt, Münster 1981], Münster 1981.
Bußmann, Klaus / von Lüttichau, Mario-Andreas (Hg.): Hanns Hubertus Graf von Merveldt, 1901–1969. Gemälde, Köln 1991.
Korzus, Bernard (Hg.): H. H. Merveldt. Gouachen, Aquarelle, Zeichnungen [Ausst.-Kat. Westfälisches Museumsamt, Münster 1981], Münster 1981.
© Nachlass
Stiftung Eka Gräfin von Merveldt
Stiftung Eka Gräfin von Merveldt
Maße
Höhe 52 cm Breite 38 cm
Material
Gouache, Papier Inventarnummer
KdZ 3867 LM Standort
Nicht ausgestellt