
Burkhard Alexander von Merveldt Der Domplatz in Münster von Südosten, um 1752/1760
Das Gemälde ist die Variante eines dem münsterischen Domherrn Burkhard Alexander Graf von Merveldt (1714–1775) zugeschriebenen Bildes in westfälischem Adelsbesitz. Vom Michaelistor aus ist der Domplatz in Münster zu sehen, links der Bischöfliche Hof mit einem Wachsoldaten; ein Kavalier steht in der Tür der Umfassungsmauer, während an dem Wagentor ein Postbote einem Beamten einen Brief abgibt. Der Hof beherbergte seit 1573 die zentralen Landes- und Gerichtsbehörden: die Hofkammer, die Kanzlei, das Archiv, das Hofgericht sowie die Tagungsräume für den Landtag und für den Geheimen Rat. Auf den Straßen stehen oder gehen weitere Personen, ein rot gekleideter Kavalier mit einer Dame, zwei Franziskanermönche, vorn fährt ein Herr in einem Zweispänner. Vor dem Dom mit der von Johann Conrad Schlaun 1750/51 gebauten „Roten Mauer“ zwischen Domparadies und Salvatorgiebel des Ostquerhauses, gehen unter anderen zwei Geistliche im Chorhemd. Auffällig sind die von Stankettzäunen eingefassten jungen Lindenbäume, die erst um 1750 gepflanzt worden waren und kurz vor dem Zweiten Weltkrieg abgeholzt wurden, sowie die noch heute bestehende diagonale, mit Steinpflaster versehene Straße zum heutigen Bischöflichen Hof. Der Weg war nach Plänen des Landingenieurs Gottfried Laurenz Pictorius (1663–1729), dem Vorgänger Schlauns, 1704/05 angelegt worden und führte auf die Domdechanei zu, die ab 1732 nach Plänen des Domvikars Peter Pictorius d.J. (1673–1735) als Dreiflügelanlage in die Achse dieses Weges gelegt wurde. Der Domdechant war der Leiter des Domkapitels und auch derjenige Prälat, der die Herrschaft über die Domimmunität ausübte, den von einer Mauer eingefriedeten Dombereich. Die städtebauliche Situation war der politischen Struktur angepasst. Mitten auf dem Domplatz steht die spätgotische Jakobi-Kirche, seit etwa 1250/60 die Pfarrkirche für die Bewohner der Domimmunität. Als man sie nach der Säkularisation des Fürstbistums 1802, die mit der Entmachtung des Domkapitels einherging, nicht mehr brauchte, wurde sie als baufällig in der Franzosenzeit 1812 auf Abbruch verkauft und beseitigt. GD Literatur: Geisberg, Max: Die Stadt Münster, 1. Teil: Die Residenzen der Bischöfe (Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen, 41,1), Münster 1932, S. 293-303 (Fürstenhof), 309 (Variante). Ders., Die Stadt Münster, 2. Teil: Die Dom-Immunität – Die Marktanlage – Das Rathaus (Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen, 41,2), Münster 1933, S. 14-20. Ders.: Die Stadt Münster, 6. Teil: Die Kirchen und Kapellen der Stadt außer dem Dom (Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen, 41,6), Münster 1941, S. 316-320 (Kirche St. Jakobi). Schmitt, Michael (Bearb.): Münster (Westfalia Picta. Erfassung westfälischer Ortsansichten vor 1900, 8), Münster 2003, S. 230-231.
Dethlefs, Gerd
Leihgabe des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens Abteilung Münster e. V.
- Geschenkt 1856 von Bankier Franz Theodor von Olfers, Münster
Maße
Höhe 83 cm Breite 118.4 cm
Material
Öl, Leinwand Inventarnummer
428 AV Standort
Raum 0.02- Studioausstellung