Bauernkrieg, Blatt 5: Losbruch, 1903
Der siebenteilige Zyklus „Bauernkrieg“ von Käthe Kollwitz entsteht von 1902/03 bis 1908 und thematisiert die Aufstände von Bäuer:innen, Teilen der städtischen Bevölkerung und Bergleuten in Süddeutschland, Thüringen, Österreich und der Schweiz in den Jahren 1524/25, die gegen die Leibeigenschaft und für niedrigere Abgaben kämpften. Angeregt wird Kollwitz durch die Lektüre der illustrierten Volksausgabe der „Allgemeinen Geschichte des großen Bauernkriegs“ des Theologen und Historikers Wilhelm Zimmermann von 1841/91. Das Werk sympathisiert mit den Unterdrückten und wird so zur Inspiration für die Freiheits- und Arbeiterbewegung des 19. Jahrhunderts. Den Höhepunkt des Zyklus stellt das Blatt 5 „Losbruch“ dar: Es zeigt als Hauptfigur die „Schwarze Hofmännin“, welche beinahe die gesamte Bildhöhe einnimmt. Durch die Rückansicht wird sie zur Identifikationsfigur. Sie ist angelehnt an die einzige historisch belegte und namentlich bekannte Frau in der Geschichte des Bauernkriegs: Margarete Renner. Wegen ihres Mannes, einem Hofmann, wurde sie „Hofmännin“ genannt. Sie reißt ihre Arme nach oben, um die Aufständischen anzutreiben. Dabei nimmt ihr Körper eine Bogenform ein, durch die sie die Richtung vorgibt, in die die wütende Menge im Hintergrund stürmt. Die heterogene Meute bewegt sich vom rechten zum linken Bildrand und somit entgegen der üblichen europäischen Leserichtung. Auch die Waffen, die Fahne und das Gras sind entsprechend ausgerichtet und unterstützen die Dynamik.