
Deutschland Flugblatt mit Reiterbildnis des Christian von Braunschweig inmitten von Ansichten der von ihm gebrandschatzten Städte, 1622
Der „Tolle Christian“, hier inmitten der 46 von seinen Truppen besetzten, gebrandschatzten und bedrohten Orte in Hessen und Westfalen, ist ein Akteur des Dreißigjährigen Krieges auf Seiten der Protestanten.
Stolz auf seinem Pferd sitzt er, der Heerführer Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel (1599–1626). Seinen Spitznamen „Toller Christian“ erhielt er aufgrund seiner Methode des Kriegführens, denn „toll“ war im Frühneuhochdeutschen ein Wort für „unvernünftig“ oder „tobsüchtig“. Der Heerführer erpresste Geld in den katholischen Gebieten, um damit die Armee zu finanzieren, eine im Dreißigjährigen Krieg übliche Methode.
Früh begann er seine militärische Laufbahn, beim „Böhmischen Aufstand“ 1619/20 führte er ein Regiment für die Protestanten. Um weitere Kriegswillige anwerben und unterhalten zu können, besetzte er 1622 das Fürstbistum Paderborn und das Hellweggebiet um Lippstadt und Soest, die in der mittleren Spalte dieses Flugblatts dargestellt sind. Das erbeutete Geld und die Kirchenschätze ließ er einschmelzen und daraus die sogenannten Pfaffenfeindmünzen in Gold und Silber herstellen. Diese dienten als Werbegeld und der Propaganda gegen die Katholiken. 1623 wurde er mit seinem Heer in der Schlacht bei Stadtlohn von Johann T‘Serclaes von Tilly geschlagen. Der „Tolle Christian“ starb im Jahr 1626.
Noch im 19. Jahrhundert übte seine Person eine Faszination aus, so schrieb die westfälische Dichterin Annette von Droste-Hülshoff das Versepos „Die Schlacht im Loener Bruch“.
Bußmann, Klaus / Schilling, Heinz: 1648. Krieg und Frieden in Europa [Ausst.-Kat. Westfälisches Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte, Münster 1998], München 1998, Kat.-Nr. 521, S. 183–184.
Kröll, Ulrich: Die Geschichte Nordrhein-Westfalens, Münster 2014, S. 191–193.
Althoff, Gerd / Arnhold, Hermann / Grote, Udo: Goldene Pracht. Mittelalterliche Schatzkunst in Westfalen [Ausst.-Kat. LWL-Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte / Domkammer der Kathedralkirche St. Paulus, Münster 2012], München 2012, 451–452.
Dethlefs, Gerd: Christian Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, in: Arnhold, Hermann (Hg.), Einblicke – Ausblicke. 100 Spitzenwerke im neuen LWL-Museum für Kunst und Kultur, Köln 2014, S. 120–121.
- erworben beim Auktionshaus Tenner, Heidelberg 1961
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