
Hans Rudi Erdt Plakat "Bei unseren Helden an der Somme", um 1916/1917
Nachdem im Herbst 1915 jede Hoffnung auf ein baldiges Kriegsende geschwunden war, suchten Deutsche wie Westalliierte im nächsten Jahr die Entscheidung in den mörderischen Massenschlachten um Verdun und an der Somme – ohne damit die Patt-Situation an der Westfront entscheidend zu verändern. Gleichzeitig rüsteten die Gegner an allen Propagandafronten auf, vor allem erhielt das neue Medium Film seinen großen Auftritt. England ergriff mit „Battle of the Somme“ schon wenige Wochen nach dem Schlachtbeginn am verhängnisvollen 1. Juli 1916 (der allein den Briten über 50.000 Tote und Verwundete kostete) die Initiative. Über das Empire hinaus wurde der Film, der erstmals mit echten Kampfszenen an der Front angereichert war, auch in den neutralen Staaten ein Riesenerfolg. „Bei unseren Helden an der Somme“ stellte die im Januar 1917 in Berlin gestartete filmische „Gegenoffensive“ Deutschlands dar. Inzwischen hatte die neuorganisierte Oberste Heeresleitung mit Hindenburg und Ludendorff an der Spitze endlich auch den internationalen Stellenwert der Propagandaschlachten erkannt und am 30. Januar 1917 ein zentrales „Bild- und Filmamt“ (BuFa) geschaffen, dass schon ein halbes Jahr später in die – später über alle Zeitumbrüche von 1918, 1933 und 1945 hinweg aktive – Universum Film AG (UFA) umbenannt wurde. Zentraler Ideen- und Bildlieferant des neuen Propagandaapparates wurde Hans Rudi Erdt, der schon im Vorkriegs-Berlin seine Entwürfe für Luxus-Konsumartikel durch militärische Szenen und Hintergründe modisch eingebettet hatte. Jetzt in der immer hektischer werdenden Produktion von Propagandastreifen verdichtete er die Botschaft jedes Filmes in halbabstrakten, mit Anleihen aus dem Kubismus und Expressionismus arbeitenden Momentaufnahmen – manchmal mehr, manchmal weniger überzeugend. „Bei unseren Helden an der Somme“ gehört zweifellos zu seinen Meisterstücken in dieser neuen Machart. JK
Maße
Höhe 140 cm Breite 94.5 cm
Material
Papier Inventarnummer
C-19092 LM Kunstwerk des Monats
KdM_10_2011_bearb.pdf