
Jan Frans Douven Brustbildnis Clemens August von Bayern (1700–1761) als Koadjutor des Kurfürsten von Köln, um 1723
Der 23jährige Prinz trägt ein Hermelin-Schultertuch (sogenannte "Mozzetta") über dem roten Mantel, ein weißes Bäffchen, um den Hals ein Bischofskreuz an einem blauen Band – das alles weist ihn als Bischof aus, der Hermelin sogar als Fürsten: 1719 war er bereits zum Fürstbischof von Münster und Paderborn gewählt worden. Das Bild lässt sich auf das Jahr 1723 datieren – in den Kunstsammlungen Kassel gibt es ein so datiertes Ganzfigurbildnis, im Kaiserappartement des Schlosses Nordkirchen hängt eine Wiederholung als Kniestück. Am 13. November 1723 trat Clemens August nach dem Tode seines Onkels Joseph Clemens das Amt eines Kurfürst und Erzbischof von Köln an. Schon am 9. Mai 1722 war er zu dessen "Koadjutor", also dem künftigen Nachfolger gewählt worden – als solcher ist er hier porträtiert. Er verdankte seinen Aufstieg dem Diplomaten und Freiherrn Ferdinand von Plettenberg zu Nordkirchen, der sich um die Zustimmung der Domherren bei der Wahl gekümmert hatte. 1724 wurde er noch Fürstbischof von Hildesheim, 1728 noch zu Osnabrück und damit Herrscher über 5 nordwestdeutsche Territorien des Heiligen Römischen Reiches. Schließlich erlangte er 1732 noch das Amt eines Hochmeisters des Deutschen Ordens. Der Versuch, ihn im Bistum Lüttich zum Bischof wählen zu lassen, scheiterte dann jedoch 1744 am Widerstand des Kaisers und Frankreichs. Clemens August war kein geschickter Politiker – das überließ er meist seinen Räten. Vielmehr repräsentierte er seine fürstlichen Ämter durch fürstlichen Aufwand und prächtige Schlossbauten, auch, indem er hochrangige Porträtmaler beschäftigte. Der Künstler dieses Gemäldes war ein bekannter, in Düsseldorf ansässiger niederländischer Porträtmaler, der viele bedeutende Persönlichkeiten Europas Könige, Kaiser, Prinzen und Prinzessinnen gemalt hatte. Seine Kunst orientierte sich an der höfischen Bildnismalerei Frankreichs. Douven lässt das von weiß gepuderten schulterlangen Haaren gerahmt Gesicht als Zentrum des Bildes strahlen, von wo aus der Blick des Betrachters über den roten Mantel und den linken, vor die Brust gehaltenen Arm und das Brustkreuz wieder zum Gesicht zurückwandert, und in einer zweiten Kreisbewegung über den blauen Himmel rechts wieder über den Arm zum rotbraunen Vorhang, der wie ein Baldachin den Prinzen aufwertet. Das prachtvolle Bild lässt die künftige Prunkentfaltung des Kurfürsten schon erahnen. Das Bild stammt aus einer Serie der Porträtgemälde münsterischer Bischöfe, die der Bankier von Olfers um 1856/57 dem Altertumsverein schenkte. Michael Herdelt Literatur: Kessemeier, Siegfried: Bischofsländer. Bilder und Dokumente zur Geschichte der westfälischen Bistümer Münster, Osnabrück, Paderborn, Minden, Ausst.Kat. Landesmuseum Münster 1993, S. 167 Nr. 3.10-3.16 und 3.10 und Abb. 3.10. Miersch, Martin: Das Bild des Electeur Soleil. Herrscherikonographie des Rokoko am Beispiel des Kölner Kurfürsten und Deutschordenshochmeisters Clemens August (1700-1761) (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens Bd. 65). Marburg 2007, S. 15/16, Abb. 7. Mummenhoff, Karl Eugen: Schloss Nordkirchen. 3. Aufl. München 2012, S. 118 Abb. 144, S. 132 Abb. 161.
Leihgabe des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens Abteilung Münster e. V.
- Geschenkt 1856 von Bankier Franz Theodor von Olfers, Münster
Maße
Höhe 106 cm Breite 88 cm
Material
Öl, Leinwand Inventarnummer
426 AV Standort
Raum 0.04- Studioausstellung Kunstwerk des Monats
https://de.wikipedia.org/wiki/Clemens_August_von_Bayern Kunstwerk des Monats
https://www.lwl.org/AIS5/Details/collect/38012 Kunstwerk des Monats
https://www.lwl.org/AIS5/Details/collect/38024