
Lovis Corinth (1858–1925) Umarmung, 1915
Eindrucksvoll hat Corinth in „Umarmung“ mit feinen, dynamischen Ritzungen das hochdramatische Geschehen wiedergegeben. Mit der Dunkelheit im Hintergrund verschmelzend greift eine männliche Gestalt nach Bauch und Brust des weiblichen Aktes. Die Finger der männlichen Person wirken geradezu kreaturhaft und drücken tief in das Fleisch der Frau. In dieser bewegten Geste und vor dem Hintergrund gesellschaftspolitischer Entwicklungen wie der #MeToo-Bewegung bleibt unklar, ob es sich um eine einvernehmliche Handlung oder einen Akt sexualisierter Gewalt handelt. Indem Corinth die vermeintlichen Gegensätze von männlich und weiblich gegenüberstellt, offenbart sich zugleich das reaktionäre Frauenbild Corinths, das sich zwischen Überbetonung der Passivität der „femme fragile“ oder der verlockenden Gefahr der „femme fatale“ bewegt. Ebenso eröffnen sich gesellschaftspolitische Bezüge innerhalb des Werkes.
Hajok, Kathrin: Lovis Corinth. Umarmung, 1915 (LWL-Museum für Kunst und Kultur. Das Kunstwerk des Monats, Dezember 2019), Münster 2019.
Martin, Barbara (Hg.): Nackt und bloß. Lovis Corinth und der Akt um 1900 [Ausst.-Kat. Niedersächsisches Landesmuseum Hannover 2017], Dresden 2017.
Biró, Christine: Zwischen Fiktion und Wirklichkeit. Zur Bedeutung weiblicher Identität in den Bildern Lovis Corinths (Kunstgeschichte, Bd. 5), Herbolzheim 2000.
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Skizzenbuch Nr. 37 A, S. 33: Don Quichotte und Sancho Pansa / Mädchenakt mit Tuch, frei nach Lovis Corinth, "Die Geburt der Venus", 1896 / Akt mit erhobenen Armen / Kopf eines Pfeiferauchers / Mann mit zwei Kindern / Skizze eines Mannes in lebhafter Bewegung / Sitzender Akt vom Rücken, Torso / Kind, Halbfigur / Zweikampf / Halbfigur? / Kopf des Don Quichotte / Paar mit Kind im Freien, frei nach Jacques Callot, Radierung / Männer im Gespräch / Halbfigur eines Mannes / Leute am Verkaufsstand / Zwei Männerakte mit Eimer / Beschneidung Christi, nach Jaques Callot, Radierung, um 1631, aus der folge "Die Wunder der Passion" / Spaziergänger / Der Kranke heilende Hl. Sulplitius, frei nach Jacques Callot, Radierung / Zwei Frauen mit Garben