
Carl Busch Die Flucht, 1946
Carl Busch hatte sich seit 1930 zu einem anerkannten Maler entwickelt und war 1940 als Kriegsmaler in eine der 14 – 1943 waren es schon 33 – Propagandakompanien einberufen worden. 1941 war er in Russland, 1942 in Nordafrika Begleiter von Wehrmachtsverbänden. Seine Kriegsbilder zeigen neben heroischen Kämpfern überwiegend die Realität des technischen Krieges: Panzerwagen, Soldaten in der Wüste und im Sandsturm, ebenso jedoch die Kehrseite des Krieges: Kriegsgefangene in Russland – und eben Flüchtlinge (vgl. Inv.Nr. 853 LM): die Schattenseiten des Krieges sollten nicht ausgespart bleiben. Busch zeigte 1946/47 eine weithin beachtete Wanderausstellung von Bildern, die er 1946 gemalt hatte. Unter dem Titel „Zeit und Passion“ stellte er das Leid der Nachkriegszeit in 14 überwiegend in Grau und Braun gehaltenen Bildern vor, was damals sehr ungewöhnlich war. Aus diesem Zyklus stammt dies 1990 als ein Bilddokument der Nachkriegszeit erworbene Gemälde, ursprünglich betitelt „Die Jungen“, „die auf hochbepackten Karren der Zukunft entgegenfahren“ – so der Kommentator der Westfälischen Rundschau am 21. August 1946. Es reflektiert sowohl die Flucht vor der Roten Armee im Winter 1944/45 – insgesamt sollen in Osteuropa 12 bis 13 Millionen Menschen auf der Flucht vor den gefürchteten Russen gewesen sein – als auch die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus den unter russische und polnische Verwaltung gestellten Gebieten in Pommern, Ost- und Westpreußen, Schlesien sowie dem Sudetenland. Auf dem Bild zieht ein ausgemergelter Gaul einen hochbeladenen Karren, auf dem eine Mutter mit ihren Kindern hockt, während einige Männer, mit letzter Kraft in die Radspeichen greifend, den Karren voranschieben – aber dem Licht entgegen. Es sollte ein Bild der Hoffnung sein, „ein Bekenntnis zum Aufschwung“, wie der Kommentator der Westfalenpost aus Hamm schrieb. Das mag den Erfolg der Ausstellung, die 1946/47 in Münster, Bielefeld und Soest, Oldenburg und Detmold gezeigt wurde, mitbedingt haben. GD Quellen: Dokumentation zum Lebenswerk von Carl Busch aus dem Künstler-Nachlass, darunter Zeitungsausschnitte 1946/47. Kauder-Steiniger, Rita: Carl Busch, in: Klaus Kösters (Hg.), Anpassung, Überleben, Widerstand. Künstler im Nationalsozialismus, Münster 2012, S. 60-66. Dethlefs, Gerd: Carl Busch, Flüchtlinge, 1941 (LWL-Museum für Kuns und Kultur / Westfälisches Landesmuseum, Das Kunstwerk des Monats November 2020.
Dethlefs, Gerd
© Daniel Anczykowski, Münster
- 1973–1990 Nachlass des Künstlers/Herta Busch
- o. J. Galerie Anczykowski, Münster
- 1990 erworben
Maße
Höhe 60.6 cm Breite 74.2 cm
Material
Öl, Leinwand Inventarnummer
1949 LM Standort
Nicht ausgestellt Kunstwerk des Monats
KdM_11_2020.pdf