
Carl Busch Bildnis Professor Martin Wackernagel, 1940
Der aus Basel stammende Kunsthistoriker Wackernagel (1881–1962), Spezialist für italienische Kunst des Mittelalters und der Renaissance und zugleich für Barockarchitektur, übernahm 1920 von Hermann Ehrenberg (1858–1920) den Lehrstuhl für Kunstgeschichte an der Universität Münster und wurde 1921 auch dessen Nachfolger als Vorsitzender des Westfälischen Kunstvereins; in diesem Jahr trat er auch von der reformierten zur katholischen Kirche über. 1948 emeritiert, führte er bis 1954, also 33 Jahre lang, den Vorsitz im Kunstverein und steuerte ihn durch schwierige Zeiten. Stellte der Kunstverein traditionell aktuelle moderne Kunst im Landesmuseum dem westfälischen Publikum vor, musste er ab 1933 den Kunstvorstellungen der NS-Partei folgen, ohne seine Qualitätsansprüche aufzugeben. 1932 stiftete der Kunstverein den Preis „Jung-Westfalen“ für bis zu 35 Jahre alte Nachwuchskünstler. Der erste Preisträger für Malerei war der Autodidakt Carl Busch, von dem 1935 ein „Blumenstück“ für die Verlosung angekauft wurde und der sich 1935 mit einem von der Kritik hochgelobten Doppel-Selbstporträt als innovativer Künstler empfahl und 1940 vom Kunstverein den Auftrag erhielt, anlässlich von dessen 60. Geburtstag am 2. Januar 1941 ein Porträt des langjährigen Vorsitzenden zu malen. Das leicht überlebensgroße Bildnis zeigt den Gelehrten im bürgerlichen Habitus stehend, auf ein Bücherbord gestützt, auf dem die Skulptur einer jungen Frau steht, vor einem Landschaftsgemälde mit Baum und sitzender Frau im Goldstuckrahmen, rechts ein wohl mobiles Regal mit Zigarrenkiste und (Aschenbecher?-) Töpfchen; demonstrativ hält er eine Zigarre vor sich in der Hand. Sein Schüler Karl Noehles charakterisierte „den äußeren Lebensstil dieses ungewöhnlichen Gelehrten: da verband sich die Statur des humanistisch profund gebildeten Büchergelehrten mit einer musischen Haltung des Kunstliebhabers, der die Rolle eines unbürgerlichen Bohemiens nicht spielte, sondern aus natürlicher Neigung echt lebte.“ GD Literatur: Mitteilungen des Westfälischen Kunstvereins Heft 3 (April 1936) S. (8), Heft 11 (April 1941) S. (1-4 mit sw-Abb.). Hager, Werner (Hg.), Festschrift Martin Wackernagel zum 75. Geburtstag, Köln 1958, S. VIII. Matsche-von Wicht, Betka: Der Westfälische Kunstverein. In: Westfalen 59 (1981), S. 1-80, hier S. 57. Noehles, Karl: Das Kunsthistorische Institut. In: Heinz Dollinger (Hrsg.), Die Universität Münster 1780–1980, Münster 1980, S. 315-317, hier S. 316 (Zitat).
Dethlefs, Gerd
© Daniel Anczykowski, Münster
Leihgabe des Westfälischen Kunstvereins
Leihgabe des Westfälischen Kunstvereins
- bis 1941 Besitz des Künstlers
- 1941 erworben durch den Westfälischen Kunstverein, Leihgabe
Maße
Höhe 198.5 cm Breite 111.5 cm
Material
Öl, Leinwand Inventarnummer
868 WKV Standort
Nicht ausgestellt Kunstwerk des Monats
https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Wackernagel