Brustbildnis Johann Christoph Schlüter (1767–1841), 1808
Mit wachem Blick schaut der Gelehrte auf den Betrachter: der gebürtige Münsteraner hatte hier die Schule besucht, 1785 bis 1789 Theologie und Philosophie studiert und war dann zehn Jahre Hofmeister in der freiherrlichen Familie von Ketteler-Harkotten gewesen. Nach einem Studienaufenthalt in Göttingen wurde er 1800 Dozent an der noch jungen Universität Münster und erhielt 1801 die Berufung zum „Professor des deutschen Stils und der deutschen Literatur“ – der erste germanistische Lehrstuhl in Deutschland. 1804 wurde die Stelle in eine Professur für römische Literatur umgewandelt – der preußischen Verwaltung galt Deutsch noch nicht als lehrwürdig. Seine wichtigsten Publikationen waren Übersetzungen lateinischer Klassiker. Schlüter erfreute sich einer großen Hörerschaft und blieb bis zu seinem Lebensende in Münster, obwohl dessen Universität 1818 nach Bonn verlegt und nur als Akademie für die Priester- und Lehrer-Ausbildung fortgeführt werden durfte. Berufungen an andere Universitäten lehnte er ab. 1839 ernannte ihn die Universität Bonn immerhin zum Ehrendoktor; ab 1836 fungierte er als Rektor seiner Akademie (nicht der Universität Bonn, wie gelegentlich zu lesen). 1802 heiratete er die Sängerin Angelika Romberg (1775–1866), die Rincklake in demselben Jahr porträtierte (Inv.Nr. 1699 LM), mit der er drei Kinder hatte.
Gerd Dethlefs
Westfälisches Autorenlexikon 1750 bis 1800, hg. von Walter Gödden und Iris Nölle-Hornbach, Paderborn 1993, S. 340-341. Westhoff-Krummacher, Hildegard: Johann Christoph Rincklake. Ein westfälischer Bildnismaler um 1800. München/Berlin 1984, S. 433-435 Nr. 259.
Erworben mit Unterstützung der Freunde des Museums für Kunst und Kultur Münster e.V., 1985