



Matthießen zum Broich Willkomm der Bäckergilde in Dülmen (in Form eines Feldgeschützes), 1585
Ob der Zeitgeist des Spanisch-Niederländischen Krieges, des sogenannten Achtzigjährigen Krieges von 1568 bis 1648, hier Pate gestanden hat? Ein Trinkgefäß in der Form eines Feldgeschützes auf Rädern kommt jedenfalls nicht von ungefähr. Obwohl die Auseinandersetzungen den Raum Dülmen erst nach 1585 trafen, wurden sie hier gleichsam vorweggenommen. Schon 1584 waren in Dülmen neue Geschütze angeschafft worden, 1583 hatte sich die Schützengilde neu organisiert, in den späten 1580er-Jahren wurden dann Stadtgraben und Wall erweitert, ebenso stammen die Landwehren außerhalb der Stadt aus dieser Zeit. Und auch die Mitglieder der Dülmener Bäckergilde waren nun zum Wehrdienst verpflichtet.
Ein „Willkomm“ war ein Gefäß, das bei feierlichen Veranstaltungen, hier eben der Bäckergilde, den Gästen gereicht wurde oder in der Runde zum Trunk herumging. Der Kanonenpokal, dessen auffällige Form an sich im 16. Jahrhundert keine Besonderheit darstellt, wurde also tatsächlich auch benutzt. Eine Inschrift und das Wappen geben Aufschluss über die Datierung und die Zugehörigkeit zu den Bäckern, die erstmals 1560 in den Quellen aufscheinen. Der „Willkomm“ selbst trägt leider keine Meistermarke; er wird jedoch dem ersten namentlich belegten Dülmener Zinngießer, Matthießen zum Broich, zugeschrieben. Die Bäckergilde existierte noch im früheren 19. Jahrhundert; 1825 wurde das restliche Vermögen dem städtischen Armenfonds überwiesen.
Sudmann, Stefan: Ein kurioses Trinkgefäß in Kanonenform. Der Willkomm der Dülmener Bäcker, in: Dethlefs, Gerd u. a. (Hg.): Seit 200 Jahren – Westfalen entdecken und erforschen. 200 Einblicke in die Sammlungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens (Veröffentlichungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abteilung Münster, Bd. 12), Münster 2025, S. 256f.
- Geschenkt 1872 von Arzt Dr. Franz Wesener, Dülmen