
Peter August Böckstiegel Mutterbild, 1927
Die Mutter von Peter August Böckstiegel, Friederike (1855–1929), war eines der wichtigsten Modelle des Künstlers. Vom Beginn seines Schaffens setzte er ihr in seinen Werken ein Denkmal. Sie hatte ihn auf seinem Weg als Künstler unterstützt, voller Dankbarkeit blickte er auf ihre Förderung: „Meine ganze Arbeit ist durch den Segen der Mutter getränkt und gespeist.“ (Böckstiegel 1929) Doch neigte Böckstiegel in seinen Gemälden, Aquarellen oder Grafiken nie dazu, sie zu idealisieren. Vielmehr zeigte er sie mit allen Zeichen des Alters, oft ruhend oder gebeugt von den Spuren der harten körperlichen Arbeit, aber auch die ihr innewohnende Kraft und Weisheit.
Das Porträt der Mutter von 1927 zeigt sie, ein rotes Tuch um ihren Kopf gelegt, vor einem Tisch, auf dem ihre Hände ruhen. Sie mustert den sie malenden Sohn intensiv und mit einem fast schelmischen Lächeln – das einen der wenigen ihr verbliebenen Zähne aufblitzen lässt. Das feine, aber markante Gesicht der Mutter wird durch den lebhaften Duktus und die Betonung des roten Kopftuches im Kontrast zum dunklen Blau der Kleidung noch gesteigert, das Bild scheint ganz auf den intensiven Blick der Dargestellten und ihre über ein reines Porträt hinausgehende Präsenz komponiert. Schon von Zeitgenoss:innen wurden Böckstiegels Darstellungen der alten Bauern mit „Propheten“ verglichen oder seine Bäuerinnen als „Sybillen“ bezeichnet. Es ist das letzte zu Lebzeiten entstandene Bild der Mutter, die im Alter von 74 Jahren am 14. Oktober 1929 gestorben ist – und auch nach ihrem Tod immer wieder im Schaffen ihres Sohnes auftauchen sollte.
LWL-Museum für Kunst und Kultur (Hg.): Die Gemälde der Moderne 1900 bis 1960. Die Sammlungen des LWL-Museums für Kunst und Kultur in Münster [Best.-Kat. LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster 2023], Petersberg 2023, S. 69f.
Brief Peter August Böckstiegels an Heinrich Becker, 11.12.1929, Peter-August-Böckstiegel-Stiftung, Legat im Kreisarchiv Gütersloh.
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- o. J. (um 1955) Privatsammlung, Recklinghausen
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- 2.12.2000 Auktion Hauswedell und Nolte, Hamburg
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- o. J.–2004 Privatsammlung, Ochtrup
- 2004 erworben durch Schenkung