Blumengarten I in Neu-Cladow, 1912
Das Bild gehört mit zu den farbenprächtigsten Gartenbildern Max Slevogts. Während der Blumengarten die Darstellung dominiert, ist der im Vordergrund stehende Pfau Angelpunkt der Szene. Sauber angelegte Blumenrabatte und der schnurgerade Gartenweg lenken den Blick des Betrachters in die Bildtiefe und auf die Havel, auf der sich Segelboote tummeln. Der leuchtenden Farbenpracht der Blumen, die im Licht erstrahlen, steht die strenge Struktur der Bete gegenüber. Der Besitzer des Anwesens war der Kunsthistoriker, Mäzen und Sammler Johannes Guthmann, der den Garten nach seinen eigenen Vorstellungen mit reizvollen Blickachsen und geometrisch verlaufenden Wegen anlegen ließ. Er beauftragte den Architekten Paul Schultze-Naumburg, das heruntergewirtschaftete Gut in eine abwechslungsreiche Park- und Gartenlandschaft mit Torhäusern, einem Teepavillon und Promenaden zu verwandeln. Es wurde zum Treffpunkt zahlreicher Künstler, unter ihnen Max Slevogt. Zwischen dem Maler und Guthmann entstand eine enge Freundschaft, nachdem der Künstler 1911 den Pavillon des Gutshofes ausgemalt hatte. Der Blumengarten bildete den Mittelpunkt des Anwesens, und das Gemälde, 1912 entstanden, war bis zu seinem Erwerb durch das Westfälische Landesmuseum im Besitz der Familie Guthmann. Eine zweite, leicht modifizierte Version, Blumengarten II, befindet sich in der Nationalgalerie Berlin. Neben Lovis Corinth und Max Liebermann gehörte Max Slevogt zu den Hauptvertretern des deutschen Impressionismus. Seine Malerei erhielt wesentliche Impulse durch Werke von Édouard Manet, Pierre-Auguste Renoir und Vincent van Gogh. Slevogts Darstellung des Blumengartens visualisiert den Augenblick und das Gegenwärtige, das durch den spontanen Farbauftrag noch zusätzlich unterstrichen wird. Slevogt versuchte vor allem das Licht, das über Teile des Weges, der Blumen und den Fluss flutete, einzufangen. Zwar wird der Bildraum noch perspektivisch erfasst, doch das Spiel von Licht und Schatten erzeugt eine neue Dynamik, trägt zum Eindruck des Momenthaften bei. Nicht selten spielte bei Slevogt auch der Zufall eine wichtige Rolle: So war der Pfau ursprünglich nicht vorgesehen, doch der Maler fügte ihn kurz vor Vollendung des Bildes ein und gab ihm somit seinen Fixpunkt.
Tanja Pirsig-Marshall
Ingrid Mössinger (Hg.): Max Slevogt. Malerei und Grafik [Ausst. Kat.]. Leipzig 2011. Fehlemann, Sabine (Hg.): Max Slevogt. Die Berliner Jahre [Ausst. Kat.]. Köln 2005. Güse, Ernst-Gerhard (Hg.): Max Slevogt. Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen [Ausst. Kat.]. Stuttgart 1992.
Leihgabe der Gesellschaft zur Förderung westfälischer Kulturarbeit e. V.
- wohl um 1912–1956 Johannes Guthmann, Neu-Cladow
- nach 1956–1958 Gemälde-Galerie Carl Nicolai, Bad Kohlgrub
- seit 1958 Leihgabe der Gesellschaft zur Förderung der Westfälischen Kulturarbeit e.V.