
Johann Gerhard Barnstorff Silhouetten-Bildnis Balthasar von Pfister (1757-1825), o.J. (um 1777/80)
Silhouetten waren eine Mode, die sich seit etwa 1765 in Europa verbreitet hatte; der französische Finanzminister Étienne de Silhouette (1709-1767) hatte sein Schloss aus Sparsamkeit nicht mit Gemälden, sondern mit Schattenrissen dekoriert; sein Name übertrug sich auf die Gattung. Der Schattenriss wurde durch Hinterleuchten des Kopfes auf ein Blatt Papier aufgezeichnet und die Umrisslinie durch einen Storchenschnabel auf handliches Format verkleinert, dann ausgeschnitten oder mit Tusche schwarz ausgemalt – eine Technik, die auch für Laien leicht erlernbar und praktikabel war. Manche der überlieferten Silhouetten sind von Laien gefertigt; es gab aber auch professionelle Silhouetteure, die meist als Wanderkünstler unterwegs waren. Der im Verhältnis zur Zeichnung, zum Gemälde und zum Bildnisstich geringe Aufwand und Preis verhalf dem Medium, das so ein Vorläufer der Fotografie wurde, zu großem Erfolg. Besonders beliebt wurden Schattenrisse an den Universitäten, wo sie Stammbücher illustrierten – aus einem solchen dürfte auch dieses Bildnis stammen. Es ist Teil eines Ensembles von zehn Blättern Göttinger Studenten, alle mit der Schablone getuscht. Hersteller war der Silhouettier J. G. Barnstorff (oder auch Bernsdorf), der in Hannover um 1770/80 nachweisbar ist. Rückseitig ist das Blatt von zwei Händen beschriftet "von Pfister / ein Schweitzer." Gemeint ist Balthasar von Pfister, der sich am 7. Oktober 1777 an der Universität Göttingen für ein Jurastudium immatrikulierte. Er stammte aus Schaffhausen, kehrte in seine Vaterstadt zurück und wurde dort schon 1780 Ratsherr, dann Zunft- und Seckelmeister (also Kämmer mit Verantwortung für die Finanzen) und schließlich Bürgermeister. Oft wurde er von seinem Kanton zur Schweizer Tagsatzung (Versammlung der Kantonsabgeordneten) deputiert. Er gilt als eines der bedeutendsten Schaffhauser Stadtoberhäupter mit großen Verdiensten um die Schweiz in den unruhigen napoleonischen Zeiten. GD Literatur: Selle, Götz von (Hg.): Die Matrikel der Georg-August-Universität zu Göttingen 1734–1837, Hildesheim/Leipzig 1937, S. 230 Nr. 10899 (7.10.1777). Türler, Henrich u.a. (Hg.), Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Bd. 5, Neuenburg 1929, S. 423-424.
Dethlefs, Gerd
Porträtarchiv Diepenbroick
Maße
Höhe 11.7 cm Breite 9.5 cm
Material
Papier, Tusche, Tinte Inventarnummer
C-592959 PAD Standort
Nicht ausgestellt Kunstwerk des Monats
KdM_02_2020.pdfVerwandte Begriffe
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