



Berlin Allegorie auf die Ehe "Wer nicht liebt Wein Weib und Gesang ...", 1882
Der Berliner Grafiker Carl Röhling illustriert sehr detailliert diesen bekannten, Martin Luther zugeschriebenen Spruch, das erst 1775 dem Reformator in den Mund gelegt wurde. Doch wird die lutherische Weltsicht darin deutlich: Durch Askese und Fasten lasse sich Gottes Gnade nicht erzwingen, nur das gläubige Vertrauen auf Christus gebe Heilsgewissheit. Gottes Gebote muss man halten, aber Gottes Gaben darf der Mensch auch genießen – das ist auch hier gemeint. Luthers Reformation gab der Welt ihren Eigenwert zurück. Das querformatige imposante Bild lässt sich in drei Teile gliedern: Mittig eine zechende und singende Tischgesellschaft, rechts und links gerahmt von den allegorischen Figuren der Musik und der Weiblichkeit. In den Bögen darüber entdeckt der aufmerksame Betrachter Figuren aus der griechischen Mythologie: Orpheus, Venus und Amor. Es zeigt aber auch, dass Musik auch geistliche Musik einschließt, dass Sexualität Ehe und Familie trägt. Der scheinbar so zügellose Spruch vermittelt damit auch bürgerliche moralische Tugenden – immerhin hing das Bild früher im Elternschlafzimmer einer Bauernfamilie aus Dortmund über dem Ehebett. 2004 ging es in den Besitz des LWL-Museums über und illustriert nun kulturelle Folgen der Reformation. GD
Gerd Dethlefs
Maße
Höhe 72 cm Breite 157 cm
Material
Papier, Japanpapier Inventarnummer
C-17208 LM Standort
Nicht ausgestellt Kunstwerk des Monats
KdM_04_2017.pdf