Die Moderne bildet einen Kernpunkt der Sammlung des LWL-Museums für Kunst und Kultur. Dabei stehen Künstler:innen mit Westfalen-Bezug, wie Wilhelm Morgner, Joseph Albers und Ida Gerhardi im Fokus und werden von Zeitgenoss:innen mit überregionaler Bedeutung vervollständigt. Die Werke veranschaulichen beispielhaft die große Spannweite der Sammlung zwischen Jugendstil einerseits und geometrischer Abstraktion andererseits.
Das Museum verfügt über mehrere größere Werkkonvolute von Künstler:innen inklusive schriftlicher Nachlässe und Archive.
Das August Macke-Konvolut ist eines der größten des Hauses. Es umfasst rund 35 Gemälde, die 80 erhaltenen Skizzenbücher des Künstlers, grafische Arbeiten und den schriftlichen Nachlass mit Briefen und Werk-Karteikarten, die als vorläufiges Werkverzeichnis gelten. Ein Herzstück der Sammlung ist das einzigartige Wandgemälde „Paradies“ (1912), welches August Macke und Franz Marc gemeinsam malten und welches 1981 aus dem Wohnhaus Mackes in Bonn nach Münster überführt wurde. Auch die „Frau des Künstlers mit Hut“ (1909) und die „Farbigen Karos“ (1913) sind Publikumslieblinge des Museums.
Highlights aus der Sammlung Moderne
Zu den Highlights zählen ebenfalls die expressionistischen Werke der Künstlergruppe Brücke um Ernst Ludwig Kirchner, Karl Schmidt-Rottluff und Otto Mueller. Ihre Themenkreise erzählen von den tiefen Strömungen ihrer Zeit: Das Motiv der Badenden, Symbol der Unbeschwertheit und des Lebensgenusses, bildet eine Konstante in den Werken. Während ein Großteil der Arbeiten erst in den 1950er und 1960er Jahren angekauft werden konnte, erwarb das Museum bereits 1908, im Jahr der Museumseröffnung, das Gemälde „Burchards Garten“ von Emil Nolde.
Auch Werke der Jugendstil-Künstler Melchior Lechter und Bernhard Pankok kamen schon vor oder kurz nach der Eröffnung des Museums in die Sammlung. So wurde das monumentale Glas-Triptychon „Lumen de Lumine“ von Lechter 1910 erworben und schmückte fortan das sogenannte Pariser Treppenhaus, welches im Zweiten Weltkrieg verloren ging. Für den deutschen Impressionismus stehen Max Slevogt, Lovis Corinth und Max Liebermann, die Teil der bedeutendsten Vertreter:innen ihrer Zeit sind. Die Anfänge der geometrischen Abstraktion sind mit Werken von Kurt Schwitters, Friedrich Vordemberge-Gildewart, Laszlo Moholy-Nagy und Josef Albers gut dokumentiert. Die Neue Sachlichkeit repräsentieren Gemälde von Georg Scholz, Franz Radziwill und Otto Dix sowie Fotografien der Dortmunder Fotografin Annelise Kretschmer.
Nach 1945 suchten Künstler:innen nach Anknüpfungspunkten an die Tendenzen der Vorkriegsmoderne. Die Informel-Maler Emil Schumacher, Karl Otto Goetz und Bernhard Schulze fanden sie in der expressiven Geste, während Richard Paul Lohse und Blinky Palermo sie in der Weiterentwicklung der geometrischen Abstraktion entdeckten.
Aufgrund der schlechten Ausbildungsmöglichkeiten für Künstlerinnen zu Beginn des 20. Jahrhunderts und der Sammlungspolitik sind bis heute weniger Frauen als Männer in der Sammlung Moderner Kunst vertreten. Mit Paula Modersohn-Becker, Ida Gerhardi, Käthe Kollwitz und Gabriele Münter hat das Museum dennoch mehrere prominente Künstlerinnen versammelt. Gerhardi, die um 1900 in Paris studierte, ließ sich von der Unbeschwertheit dort inspirieren und überträgt die Nacht-Café-Szenen in ihre Arbeiten. Ihr Gemälde „Chanteuse (Madame de Riau)“ (1903) hat sie bereits zu Lebzeiten dem Museum zum Kauf angeboten – ohne Erfolg. Erst 1969 entschied man sich für eine Erwerbung des Bildes aus dem Nachlass. Einzelne Blätter aus Kollwitz gesellschaftskritischem Zyklus „Bauernkrieg“ wurden bereits in den frühen Jahren des Museums angekauft, jedoch erst nach dem Zweiten Weltkrieg systematisch ergänzt.
Einen größeren Einschnitt in die Sammlung machte 1937 die Aktion „Entartete Kunst“ aus, bei der die Nationalsozialisten gezielt Kunst aus den Museen entfernten, die in der Bildsprache nicht ihrer Ideologie entsprachen. Aus der Sammlung des Museums wurden 66 Werke beschlagnahmt, darunter Werke von Peter August Böckstiegel – sein Gemälde „Der Sämann“ wurde noch früher im Jahr auf der Ausstellung „Westfalens Beitrag zur Deutschen Kunst der Gegenwart“ in Münster gezeigt – Bernhard Pankok und Christian Rohlfs. Die dadurch entstandenen Lücken wurden in den 1950er-Jahren gezielt durch Ankäufe geschlossen.