Jean Daullé
Biografie
Vita-Zeile: Daullé, Jean, frz. Kupferstecher, Kupferstichverleger und -händler, *18.5.1703 Abbeville, +20.4. (nicht 23.4.) 1763 Paris. Sohn eines später als Tuchhändler tätigen Goldschmieds. Grund-Ausb. im Kpst. bei Dom Robart, dem Prior der Abtei St-Pierre in Abbeville; anschl. in Paris Schüler von Robert Hecquet. Die ersten dat. Werke von 1732 sind Portr. vom Dauphin nach Alexis-Simon Belle und des Schauspielers Baron nach Jean François de Troy. Durch ein Portr. der Comtesse de Feuquières (1735, nach Pierre Mignard) wird Hyacinthe Rigaud auf D. aufmerksam, bevorzugt ihn gegenüber den Drevet und erwählt ihn zu seinem ständigen Kupferstecher. (verh.) 7.7.1737 Gabrielle-Anne Landry, die Tochter des Kupferstechers und Verlegers François Landry, in Anwesenheit von Rigaud, François Boucher, R.Hecquet, Jean und Pierre-Jean Mariette, Laurent Cars, Michel-Guillaume Aubert u.a. bed. Personen. Am 30.6.1742 als Portr.-Stecher "agréé" der Acad. royale de peint. et de sculpt. mit Autoportrait de Rigaud peignant son épouse. Obwohl D. in seinem Spezialfach, dem Portr., hohes Ansehen genießt (86 von 177 Werken sind Portr.), wendet er sich schließl. genrehaften und hist. Darst. zu. Ab 1748 interpretiert er v.a. Boucher und wird Selbstverleger. 1752/53 mit fünf sehr qualitätvollen Bll. am Stichwerk La Gal. de Dresde beteiligt, u.a. mit Quos Ego nach Rubens. Um 1755 völlige Aufgabe des Portr.-Fachs in der Annahme, gefälligere Motive seien lukrativer (cf. Mariette). 1757 zum Stecher der Augsburger Akad. ernannt. Nach 1759 ersucht D. Kunstsammler, wie z.B. Alexandre Joseph de La Popelinière, Damery, die Marquise de Pompadour, den kgl. Sekretär Peilhon und den Maler Jean-François Peters, um Erlaubnis, nach deren bedeutendsten Gem. zu stechen; die von ihm interpretierten Motive (Lsch., Jagd-, hist. und Genreszenen, Allegorien) und Künstler sind sehr unterschiedlich; er bevorzugt u.a. Francesco Albani, Carracci, Christian Wilhelm Ernst Dietrich, Antoine Lenain, Gabriel Metsu, Jan Miel, Pierre Patel, Nicolas Poussin, David Teniers d.J., Adam Frans van der Meulen und Joseph Vernet. Dieser Bestandteil von D.s Oeuvre wurde mitunter recht krit. beurteilt, obwohl er bemerkenswerte Arbeiten enthält; die Qualität ist nicht homogen, und einige Bll. wurden etwas zu hastig gestochen. Sowohl im Portr.- als auch im Genrefach nimmt D., v.a. bei radierten Partien, gelegentl. Unterstützung in Anspruch, bes. vom Freund Johann Georg Wille, von Jacques Dumont und Georg Friedrich Schmidt. Nach der Publ. von eig. und Bll. aus dem Bestand von Landry betätigt sich D. ab 1758 professionell als Verleger und bestellt fortan Arbeiten bei anderen Kupferstechern, so bei Pierre Aveline, Jean Charles Le Vasseur, Jean Marie Delattre und François Denis Née. 1758-63 veröffentlicht er 21 Stichwerke; die fünf bei seinem Tod unvoll. Exemplare läßt die Witwe fertigstellen und publiziert eine Slg mit 84 durch D. oder unter seiner Ltg gestochene Bll. mit einer vorangestellten Biogr. von ihm. Er verstirbt hochverschuldet und hinterläßt zwei Töchter. Zweifelsohne führte er einen Lebensstil, der seine Möglichkeiten überstieg; um die Verhältnisse zu ordnen, findet am 20.5.1763 ein Verkauf statt. Im Nachlaß-Inv. sind neben Zchngn und Büchern 81 Kupferplatten verzeichnet, von denen Jacques-François Chéreau zw. 1770 und 1778 einige erwirbt.
Steckbrief
Kupferstecher, Kupferstichhändler, Verleger
18.05.1703 (Abbeville)
20.04.1763 (Paris)