Gérard Dagly
Biografie
Vita-Zeile: 1. Gérard, *11.1.1657 oder 1.8.1660 Spa b. Lüttich, +1715 Bensberg b. Köln. Bruder von 2. Diente in der Armee Ludwig XIV. und kam als versierter Lackmaler, der die Kunst des venezian. Lackes und die Imitation chin. und japan. Lackmalerei beherrschte, 1686 nach Berlin. Am l2.6.1687 von Friedrich Wilhelm, dem Großen Kurfürsten, auf Grund seiner speziellen Kenntnisse als Vergolder und Lackmaler mit einem Jahresgehalt von l000 Talern zum "Cammerkünstler" ernannt, mit der Auflage, Tische, Tabletts, Guéridons, Leuchter, Ständer sowie Sammlungs- und Wandschränke zu firnissen und zu lackieren. Die Fülle der Aufträge macht alsbald eine Lack-Man. erforderlich. 1688 bestätigt Kurfürst Friedrich III. (ab 1701 König Friedrich I.) das Vertragsverhältnis und ernennt D. zum "Kunstkammer Meister", ein Amt, das es ihm erlaubte, vermehrt den Erfindungen nachzuhängen. Dies war vermutl. der Anlaß, seinen Bruder nach Berlin zu berufen, damit dieser fortan die Lack-Wkst. leiten konnte. Wegen wachsender Konkurrenz in Berlin erteilt der Kurfürst der D.-Wkst. das Privileg, alleiniger Hersteller und Verkäufer von Lackarbeiten zu sein. Außerdem erhält die Man. ein Schutzprivileg für den Export von Lackbijouterien nach Spa. Friedrich I. befördert D. zum "Intendant des Ornements", was diesen in engere Verbindung zu Andreas Schlüter und zum Schloßbauprojekt brachte, wobei sich die Tätigkeit, seiner Profession entsprechend, mehr auf Fassungsvorgänge und -techniken bezogen haben dürfte. Als weiteres Amt wird ihm die "Direction über alle Dero Schildereyen" übertragen, d.h. die konservator. Verantwortung über die Gem.-Bestände in den Kgl. Schlössern. Er entwickelt einen Firnis, der den Bildern wieder ein völlig frisches Aussehen verlieh, womit D. jedoch bald in die Kritik geriet, da sich nachteilige Veränderungen zeigten. 1702 verteidigte er in einer Publ. seine Restaurierungstechnik. Zu D.s Erfindungen gehört auch ein Gelbfirnis, mit dem man die Silberfolie bei Buchprägungen vergolden konnte, sowie ein Mittel zur Fleischkonservierung und ein Holzschutzmittel gegen Wasserfäule. Seinen bes. widerstandsfähigen Kunststein offeriert er dem Landgrafen von Hessen für die Fontänenanlage von Wilhelmshöhe. Schlüter verwendete dieses Material 1712 offensichtl. für Skulpt. am Kamecke-Palais. Das Berliner Unternehmen der Brüder D. endet 1713 mit dem Regierungsantritt des sparsamen Preußenkönigs Friedrich Wilhelm I. Die Brüder trennten sich. D., damals bereits über 50 Jahre alt und kränklich, stellt seine arkanist. Kenntnisse anderen dt. Höfen zur Verfügung; er stirbt in den Diensten des Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz.
Steckbrief
Lackmaler, Möbelentwerfer
11.01.1657 (Spa)
1715 (Bergisch Gladbach-Bensberg)