Philipp Bauknecht

Biografie

Philipp Bauknecht wurde in Barcelona als Sohn eines deutschen Uhrmachers geboren. 1892 zog er nach Schramberg im Schwarzwald und absolvierte dort zwischen 1902 und 1907 eine Schreinerlehre. Es folgte ein Studium der Innenarchitektur an der Kunstgewerbeschule in Stuttgart. Aufgrund einer Tuberkulose-Erkrankung hielt er sich in Davos auf; dort entdeckte er die Hochgebirgswelt für sich und setzte sich in seinem Werk mit Krankheit und Tod auseinander. Seinen kargen Lebensunterhalt verdiente er mit dem Handel von gefällig gemalten Werken. Hinweise zu seiner Person fanden sich zu Lebzeiten vor allem in einigen lokalen Zeitungsartikeln über frühe Ausstellungen moderner deutscher Malerei in Stuttgart, Berlin, Freiburg und Münster, an denen Bauknecht seit 1924 als damals schon Vierzigjähriger mit Holzschnitten und monumentalen dekorativen Landschaftsbildern beteiligt war. Der Name Bauknecht kam bis 1961 in keiner der nach dem Zweiten Weltkrieg erschienenen Gesamtdarstellungen der expressionistischen Kunstbewegung vor. Einzig biografische Nachschlagewerke erwähnten ihn – nach einem 1918 im „Kunstblatt“ erschienenen Aufsatz – summarisch als einen „deutschen Holzschneider“, der von einem Schweizer Vorläufer der deutschen Expressionisten, dem dekorativen Pathos-Maler Ferdinand Hodler (1853–1918), beeinflusst worden sei. Von Bauknecht war damals zudem noch bekannt, dass er bis 1910 in der Stuttgarter Kunstgewerbeschule ein Schüler des Jugendstil-Ästheten Bernhard Pankok (1872–1943) gewesen war.

Steckbrief

Beruf
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Biografie
  • LWL-Museum für Kunst und Kultur (Hg.): Die Gemälde der Moderne 1900 bis 1960. Die Sammlungen des LWL-Museums für Kunst und Kultur in Münster [Best.-Kat. LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster 2023], Petersberg 2023, S. 45f.
  • Biogramm: 1902-05 Lehre als Schreiner an der Süddt. Schreinerei-FHS Nürnberg. Stud.: ab 1907 Kunstgew.-Schule Stuttgart, Schüler von Bernhard Pankok. 1910 wegen Tuberkulose Übersiedlung nach Davos. Dort im Kreis der "Dt. Kolonie" Bekanntschaft mit dem späteren Kunstschriftsteller Erwin Poeschel, dem Dichter Klabund, dem Literaten Jakob Wassermann, Philipp Modrow und um 1920 mit Ernst Ludwig Kirchner, mit dem er erst befreundet, später verfeindet war. - Obgleich als Innenarchitekt und Kunsthandwerker ausgebildet, widmete sich B. ausschl. der freien Kunst. Die frühen Werke aus der Zeit um 1910-14/15 ('Alkoholiker', Öl, 1911/14, Amsterdam, Priv.-Bes.; 'Wahrsagerin', Öl, 1914/15, Amsterdam, Kunsthandlung Monet) stehen entweder unter dem Einfluß des Jugendstils oder zeigen naturalist., impressionist. bzw. nachimpressionist. Züge. Ab 1914/15 dominieren mit den Brücke-Künstlern verwandte expressionist. Ausdrucksformen, die B. nicht konsequent beibehält, sondern eher mäßigt, indem er sie in den Bezugsrahmen der sichtbaren Wirklichkeit einbindet. Ab 1922 werden in einigen Landschaften erste, durch farbästhet. Gesichtspunkte bestimmte Abstraktionsversuche deutlich. Dieser sensible, oft ins Dekorative führende Umgang mit Farbe ist char. für B. Den Schwerpunkt seines Schaffens bildet neben der Malerei der Hschn., bei dem der geschulte Umgang mit Holz deutlich wird. In überwiegend expressionist. Weise gestaltet B. seine Motive einzig aus schwarzen und weißen Flächen und bezieht mitunter die Faserstruktur in die Gestaltung ein. Bevorzugte Bildthemen sind die Gebirgslandschaft von Davos und die in den Tälern lebenden Bergbauern. Ab 1929 malt B. nach erneutem Ausbruch der Krankheit fast ausschl. seine unmittelbare häusl. Umgebung, Stilleben, Bildnisse des Sohnes Eric und vom Balkon aus betrachtete Landschaften.
  • Vita-Zeile: Bauknecht, Philipp, dt. Maler, Graphiker, Innenarchitekt, Kunsthandwerker, *16.3.1884 Barcelona, +26.2.1933 Davos.
Geboren
16.03.1884 (Barcelona)
Verstorben
26.02.1933 ()

Werke des Künstlers im LWL-Museum für Kunst und Kultur (2)