Einen Schwerpunkt der Sammlung Gegenwart bildet die Kunst der 1960er und 1970er Jahre mit wichtigen Werken der geometrisch-abstrakten Malerei und des Informel. Neben Werken europäischer Künstler:innen wie François Morellet, Richard Paul Lohse und Blinky Palermo sind u.a. eine Gruppe von Arbeiten der amerikanischen Farbfeldmalerei von Ellsworth Kelly, Kenneth Noland und Frank Stella vertreten. In der Sammlung des Museums befinden sich aus dieser Zeit auch herausragende Werke der Künstlergruppe ZERO sowie Arbeiten der Nouveaux Réalistes und von Fluxuskünstler:innen aus der Sammlung Cremer. Diese Konvolute beinhalten fast ausschließlich Werke männlicher Künstler, sodass das Museum in den letzten Jahren versucht, dieser Unausgeglichenheit mit dem Ankauf von Werken weiblicher Künstlerinnen entgegenzuwirken.
Durch die Stiftung Sammlung “Die Linie”, die Erwerbungen im Zuge des Cremer-Preises, den Konrad-von-Soest-Preis und rege Ankaufsaktivitäten sowie einer Vielzahl von Schenkungen wird die Sammlung Gegenwart ständig erweitert. Die Zeitgenossenschaft spiegelt sich hier auch in der Neuaufnahme von Werken außereuropäischer Künstler:innen, darunter Hervé Youmbi oder Marta Vashchuk, und einer gezielten Ausrichtung des Sammelns.
Skulptur Projekte
Bedeutend und prägend für die Sammlung sind seit 1977 die Skulptur Projekte. Sie werden vom LWL-Museum für Kunst und Kultur gemeinschaftlich mit der Stadt Münster im Zehn-Jahresrhythmus ausgerichtet. Nachdem Kasper König von 1977 bis 2017 die künstlerische Leitung innehatte, wird die Position für 2027 erstmalig neu besetzt. Über 40 der im Stadtraum erhaltenen Skulpturen gehören zur Öffentlichen Sammlung von Werken im Außenraum. Je nach Besitz kümmern sich entweder das Museum, die Stadt Münster oder die Universität Münster um ihre Erhaltung und Pflege.
Dan Graham, Oktogon für Münster, 1987
Skulptur Projekte Archiv
Einen weiteren Teil der Sammlung bildet zudem das Skulptur Projekte Archiv. Den Kern des Archivs bilden annähernd 1600 Entwurfsblätter in Form von Konzeptpapieren, Ideenskizzen und Zeichnungen, zahlreiche Modelle, sowie Korrespondenz zwischen Künstler:innen und Kurator:innen mit umfangreichen Autographen. Hinzu kommen Kataloge und Kurzführer, eine Fülle an Presse- und Dokumentationsmaterial, Fotografien und Videos sowie juristische und administrative Dokumente wie Verträge und Genehmigungen. Die Akten dokumentieren nahezu lückenlos alle Schritte von den Ausstellungsvorbereitungen über die definitive Festlegung der Konzepte bis hin zur Realisierung und zur Entscheidung über den Verbleib von Werken in der Sammlung und im Münsteraner Stadtraum.
Einblick ins Skulptur Projekte Archiv, Foto: Hanna Neander
Erweiterung der Sammlung
Mittels der Ankäufe von Werken aus den Skulptur Projekten für den Außenraum als auch den Museumsraum sowie durch die Präsentation raumgreifender Skulpturen und Installationen im Lichthof konnte das Museum einen Sammlungsschwerpunkt im Bereich Skulptur und Installation aufbauen. Zum Kern dieser Gruppe von Werken gehören u.a. Arbeiten von Phyllida Barlow, Nam June Paik, Maria Nordman, Rachel Whiteread, Reiner Ruthenbeck, Sherrie Levine und Olaf Metzel.
Zum Ausbau des jüngsten Sammlungsbereichs zählen Zeichnungen von Andrea Bowers und Kate Andrews, Objekte von Ei Arakawa, Marta Vashchuk sowie eine Videoarbeit Marcel Odenbach, die in den letzten Jahren erworben werden konnten. Weitere Ergänzungen der Museumssammlung erfolgen durch Ankäufe im Rahmen des Konrad-von-Soest-Preises. Dazu gehören Arbeiten von Tatjana Doll, Rune Mields, Andreas Siekmann und Esra Ersen, die als Dauerleihgabe der Provinzial Versicherung im Museum sind. Durch den Cremer-Preis und die dazu ausgerichteten Ausstellungen gelangten Installationen des Künstlerduos FORT, von Kirsten Pieroth, Haegue Yang und Ali Eslami in die Sammlung.
RADAR
Seit 2015 zeigen das LWL-Museum für Kunst und Kultur und der Westfälische Kunstverein in Kooperation aktuelle Positionen jüngerer noch wenig bekannter Künstler:innen im Projektraum mit Schaufenster zwischen den beiden Institutionen. Die gemeinsame Ausstellungsreihe läuft unter dem Titel RADAR, der auf die Beobachtung anregender Kunstproduktionen verweist. Die ausgestellten Werke geben Einblicke in ein aktuelles Arbeits- oder Interessensfeld. Während der Laufzeit der Ausstellungen ist der Raum über den Kunstverein begehbar.